Una sancta, semper reformanda

Ein Porträt des Hildesheimer Bistums in Licht und Klang

 

 

 

 

 

 

Wer am Samstag Abend in die Michaelskirche hineintrat, der fand sich zunächst vor einem eindrucksvollen Kunstobjekt des Hildesheimer Künstlers Roland Bauer wieder: einem übergroßen Hemd, das für Taufe und Schutz, aber auch Stärke und eine zweite Haut steht. Der Kirchenraum war ganz in rot und blau eingetaucht, sodass die neunzig Besucher, die gekommen waren, sich zunächst an die meditative Atmosphäre gewöhnen konnten.

Nach einer kurzen Begrüßung der beiden Licht- und Klangkünstler Peter-Paul König und Peter Kücking durch P. Matthias Kramm führte König in die Installation ein: "Una sancta, semper reformanda" - so der Titel der Installation - steht dabei für die Kirche und das Bistum gleichermaßen, als heilige Orte und Institutionen, die stets der Reform bedürfen und sich in unaufhörlicher Entwicklung befinden. Der Kirchenraum wird zur Leinwand der Zeit- und Raumdimension des Bistums, zum Klangkörper seiner chronologischen und geographischen Schwingungen. Als Zuschauer und Zuhörer kann der Einzelne seinen Blick schweifen lassen und Bilder und Töne aufschnappen, die sich dann wie in einem Mosaik zu einem eigenen Kirchenbild zusammenfügen.

Die Installation folgte dabei dem Ablauf der Messliturgie, um die Anwesenden mit auf eine spirituelle Reise zu nehmen. So begann das Licht- und Farbenspiel mit dem Introitus und dem Ursprung des Bistums, der Sage vom Tausendjährigen Rosenstock. An die Kirchenwände projizierte Hagebutten und Rosen illustrierten die Gründungslegende. Danach ging es in den Westen des Bistums, nach Bad Eilsen. Das kirchliche Leben in der ehemaligen Kur- und Badestadt wurde von Kyrie-Gesängen untermalt. Im Osten des Bistums, in Wolfsburg, wurde dann das Glaubensbekenntnis an Kirche, VW und Fußball zum Thema. Jan Monazahian improvisierte auf dem Saxophon zu den vielfältigen visuellen und klanglichen Impressionen aus der Autostadt. Anschließend ging die Reise weiter in den Süden, zum Marienwallfahrtsort Germershausen. Begleitend erfüllten an die Gottesmutter gerichtete Fürbitten das Kirchenschiff. Nach dem Vater Unser führte die Reise schließlich in den hohen Norden, in die Diaspora-Gemeinde Otterndorf und ihren Kampf um das kirchliche Überleben. Nach einem gesungenen Agnus Dei kreuzten sich die Wege von Westen, Osten, Süden und Norden schließlich in Hildesheim, in dessen Dom Segen und Sendung spürbar wurden. Ein Epilog beschloss das Gesamtkunstwerk, in dem kleine Momentaufnahmen aus allen fünf Orten noch einmal am Betrachter vorbeizogen.

Am Ende der einstündigen Aufführung gab es langen und ausgiebigen Applaus für die beiden Künstler und ihren Saxophonisten. Und auf dem Weg hinaus in die dunkle Nacht ergab sich noch das ein oder andere Gespräch über Glaube, Gemeinschaft und Aufbruch. Ein visuelles und auditives Erlebnis, das zum Nach- und Vordenken anregt! An dieser Stelle noch einmal vielen Dank an die Katholische Hochschulgemeinde Göttingen, die diese Installation in St.  Michael ermöglicht hat!