Start des neuen Glaubenskurses in Marienrode
Zu Gast bei den Benedikinerinnen am Rande von Hildesheim
Hinaus aus dem Göttinger Alltag und hinein in eine andere Welt, die Zeit und Ruhe gibt für das gemeinsame Gespräch und Gebet, für gesellige Abende ebenso wie für stille Gedanken. So lässt sich das Wochenende vom 9. bis 11. Januar zusammenfassen, das der diesjährige, von Pater Theo Schneider, Jörg Bank und Olaf Martin geleitete Glaubenskurs im Benediktinerinnenkloster Marienrode am Rande Hildesheims verbrachte. Für die Fortsetzung der in der vergangenen Woche begonnenen Kursgespräche hätte es kaum einen besseren Ort geben können. Er gab den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Möglichkeit, sich besser kennenzulernen und er führte sie zugleich an eine besondere Form christlicher Glaubenspraxis heran. Nach Ankunft am Freitagabend, einem gemeinsamen Abendbrot sowie einem herzlichen Willkommensgespräch mit der Priorin leitete Pater Schneider mit einer knappen Einführung in den katholischen Katechismus die Gruppendiskussion des gemeinsamen Wochenendes ein. Einen Ausklang fand dieser, wie auch der folgende Abend in geselliger Runde mit einem Glas Marienroder Grauburgunder.
Der Samstag begann in den frühen Morgenstunden mit dem Geläut zur Heiligen Messe. Der Tag galt der Kursarbeit. Anhand des Themas Weltschöpfung diskutierten wir das Verhältnis zwischen einem modernen, wissenschaftlichen und einem christlichen Weltbild. Dieses Thema gab uns nicht nur Anlass über den Anspruch wissenschaftlicher und theologischer Erklärungsansätze nachzudenken, es führte uns auch zu einer kontrovers diskutierten Frage, die sich wie ein roter Faden durch unsere Gespräche im Kloster zog: Wie verstehen Christen, für die wissenschaftliche Erklärungsansätze kein Widerspruch zu ihrem Glauben darstellen, die Heilige Schrift? Wie liest man etwa die Schöpfungsgeschichte angesichts physikalischer Theorien zur Weltentstehung? Wie geht man mit dem biblischen Wort, besonders mit seiner literalen Bedeutung um?
Am Nachmittag konnten wir uns im Gespräch mit einer Schwester ein genaueres Bild vom Kloster Marienrode, seiner Tradition und seinem Selbstverständnis als Teil des Benediktinerordens machen; vor allem aber bot sich uns hier die Gelegenheit, nach dem Weg eines Menschen zu fragen, der sich an einem bestimmten Punkt entscheidet, sein Leben allein dem Gebet und der Arbeit zu widmen. Im Anschluss setzten wir unser Kursprogramm mit einem Film fort. Mit Denys Arcands Jesus de Montréal näherten wir uns dem Leben Jesu auf eine angenehm ungewohnte Weise. Ausgehend von einer Christologie ‚von unten‘ warf der Film die Frage auf, wie sich eine christliche Lebenspraxis in modernen Konsumgesellschaften denken lässt.
Nach dem Sonntagsgottesdienst zogen wir uns in die Kapelle des Gästehauses zurück, um mit Pater Schneider über die Vielseitigkeit der christlichen Gebetspraxis zu sprechen und dabei besonders den jeweils eigenen Gebetserfahrungen Raum zu geben. Es war vielleicht eines der persönlichsten, gewiss aber das ruhigste und meditativste Gespräch, bei dem Pater Schneider seine Ausführungen immer wieder ins gemeinsame Gebet hinüberleitete. Im Zeichen meditativer Ruhe stand auch der Abschluss unseres Wochenendes: Die Schwestern luden uns zu einer Mittagshore ein, die uns in wunderbarer Weise noch einmal die Ordnung ihres Lebens und die mit dem Kloster geschaffene Welt vergegenwärtigte.
Kurz danach entließ uns diese Welt wieder. Als wir in Göttingen ankamen, war die Rückkehr in den Alltag deutlich spürbar.
Sebastian Wilde