Ora et labora - ein Tag im Rhythmus der Benediktiner
Bericht eines Teilnehmers - von Andreas Pfeifer
Als Teilnehmer des "Benediktinischen
Tages" der Gemeinde Sankt Michael darf ich Ihnen einige Eindrücke
mitteilen. Der Literaturwissenschaftler Heinrich Detering führte uns als
"Abt" charmant und bestens vertraut mit der benediktinischen Spiritualität
durch einen Tag im Stile von "ora et labora (et lege)" (bete und
arbeite und lies). Diese drei Säulen waren dann auch die tragenden Elemente des
Tages. Die gesprochenen Chorgebete der Morgenstunde (Vigil und Laudes)
verdrängten mit sanfter Monotonie die Schatten der Nacht, auch wenn wir an manchen
Stellen etwas holprig starteten bis jeder seinen Einsatz fand. Auch Beten
möchte gelernt sein. Aber die Sicherheit und auch die Kraft sowie die Schönheit
des Gebets entfalteten sich im Laufe des Tages immer mehr. Vigil und Laudes
sind nur zwei Gebetszeiten der
fünf Gebete, die Mönche und Oblaten (nichtgeweihte Personen die sich in ihrem
Alltag dazu verpflichten wie Herr Detering) durch den Tag leitet. In den anderen
Stunden des Vormittags standen für uns „Mönche auf Zeit“ leichte Arbeiten zur Essenvorbereitung
an bevor wir uns zur Mittagshore wieder in der Kapelle versammelten. Danach
begaben wir uns zum Mittagessen. Nach einem kurzen Tischgebet des
"Abts" wurde das Mahl schweigend eingenommen und alle im Raum lauschten
der Lektüre des Tischlesers, der Gelehrtes, Wissenswertes, Nachdenkliches aus
der Benediktsregel vortrug. Im Laufe des Nachmittags standen in schöner
Regelmäßigkeit Pausen, Reinigungsarbeiten in und um St. Michael, die
"Lectio Divina" (Göttliche Lesung) sowie Gebete (Vesper und Komplet)
an, abgerundet von einer Eucharistiefeier mit Pfarrer Hösl. Währen der
Göttlichen Lesung las und lernte ich einges über die inneren Wüstenzeiten der Mönche
und wie sie durch Schweigen in eine tiefe Liebe zu Christus finden möchten, was
mich sehr ermutigte auch Zeiten des Schweigens in meinen Alltag bewusst einzubauen.
Außerdem fand ich es schön, dass die Teilnehmer unseres Kurses als auch Herr Detering
sehr offen im Gespräch und locker im Umgang waren und wir so eine ebenso
konzentrierte wie herzliche, spirituelle Reise auf den Spuren des Heiligen Benedikt
begehen konnten.
Andreas Pfeifer