Neujahresempfang der Katholiken ganz im Zeichen der Flüchtlingskrise

Festgottesdienst und Grußworte in St. Heinrich und Kunigunde

 

 

Mit einem feierlichen Festgottesdienst begann der traditionelle Neujahresempfang der Katholikinnen und Katholiken des Dekanats Göttingen, den Hausherr und Dechant Wigbert Schwarze leitete. Mit im Altarraum waren auch sein Vorvorgänger Heinz Voges - der auch Pfarrer in "HeiKu" war... - P. Hösl SJ und Superintendent Friedrich Selter, der aktiv am Gottesdienst dabei und eingebunden war.

Die erste Lesung sprach Diakon Hacub Sahinian in arabischer Sprache - er engagiert sich in Friedland besonders für Arabisch sprechende Flüchtlinge!

In seiner Predigt zum Fest der Taufe des Herrn erinnerte der Dechant an die Stimme aus den Wolken: Du bist mein geliebter Sohn! Wohl dem Kind, das dies von seinen Eltern zu hören bekommt! Allzu viele freilich dürfen es nicht hören. Dennoch werden auch aus Kindern, die mit emotionalen Defiziten heranwachsen müssen, gestandene Frauen und Männer. Wenn die primären Ermutiger ausfallen, dann müssen eben andere beispringen, nicht zuletzt die Kirchen! Nach seiner Predigt trug Ökumenebeauftragte Ulrike Saul ein Gebet vor, dass dann in der anschließenden Stille noch nachklang.

Nach dem Gottesdienst gab es eine kleine Pause, ehe dann Frau Corinna Morys-Wortmann die Moderation für die nun folgenden Grußworte übernahm. In ihrer kleinen Eröffnungsrede zog sie eine Bilanz über das vergangene Jahr, mit besonderen Blick auf die katholischen Ereignisse. So wurden die "Neuen" begrüßt, P. Claus Recktenwald SJ, der die Jesuitenkommunität verstärkt, wie auch Kyrill Buslov, der sein Praktikumsjahr auf dem Weg zum Priestertum im Dekanat absolviert. Im Kirchenschiff sah man inzwischen immer mehr katholische und evangelische Seelsorgerinnen und Seelsorger, die nach den eigenen Gottesdiensten in den Gemeinden zusehends in Grone eintrudelten.

Natürlich kam auch die Innenrenovierung von Sankt Michael zur Sprache. In einem Zitat auf Facebook zeigte Frau Morys-Wortmann, dass so mancher einfach auch seine Zeit braucht, um sich an die neue Kirche zu gewöhnen. Das Heer der Befürworter scheint jedenfalls zu wachsen. Aber nicht nur mit der neuen Kirche kam Sankt Michael zur Sprache - mindestens genauso wichtig ist das Jubiläum des Mittagtisches, das ebenfalls in diesem Jahr gefeiert werden konnte und der natürlich auf Dekanat und Stadt ausstrahlt.

Aber nicht nur unsere Gemeinde hatte Grund zu feiern: In Dransfeld durften 40 Jahre St. Marien und in Friedland sogar 60 Jahre St. Norbert gefeiert werden. Mit den vielen Flüchtlingen ein sehr symbolträchtiger Ort. In ähnliche Richtung geht die Verleihung des Edith Stein Preises an "Flüchtlings - Bischof" Norbert Trelle sowie das Migrationszentrum Göttingen. Daneben nannte Frau Morys-Wortmann viele ökumenische Aktionen und initiativen, die belegen, wie selbstverständlich die Ökumene doch geworden ist.

Der Oberbürgermeister Rolf-Georg Köhler eröffnete den Reigen der Grußworte. Er sprach vielen aus den Herzen, wenn er einerseits die große Hingabe der Willkommenskultur Deutschlands begrüßte, gleichzeitig aber auch die z.T. massive Ablehnung, ja Gewalt gegen Flüchtlinge ansprach. Hier müsse erneut klargemacht werden: Das Gewaltmonopol liegt nur beim Staat und sonst niemanden! Nachdenklich mache ihn, so H.-G. Köhler, wie schnell doch der Krieg in Syrien nach dem Aufstieg des IS doch fraglos geworden sei. Diese Fraglosigkeit, dass es eben keine Diskussion über das ob oder ob nicht und wenn ja dann wie? gebe, gebe ihm zu denken.

Herr Jüttner musste kurzfristig für die beiden jüdischen Gemeinden einspringen. Der ehemalige Göttinger lebt schon seit einigen Jahren in Israel und fühlt sich einerseits dort sehr wohl, auf der anderen Seite ist ihm auch klar, was für ein Pulverfass die Gegend dort ist.

Superintendent Friedrich Selter vertrat den ev.-luth. Kirchenkreis und die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK). Er erinnerte an die Jahreslosung 2016, in der im "Flüchtlingsjahr" nicht - wie man meinen könnte - von Mahnung zum Engagement die Rede ist, sondern vom Trost: Gott spricht: Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet. Dieser Trost gilt, so F. Selter, nicht nur den "Weicheiern", sondern besonders denen, die sich mit vollem Risiko für Gerechtigkeit und Obdach einsetzen.

Dechant Wigbert Schwarze überbrachte die Grüße der Muslime, die in diesem Jahr nicht persönlich sprechen konnten - Herr Eskin war aber zum Empfang gekommen. Dann ging es zu den mit Wasser, Saft oder Wein gefüllten Gläsern. Man stieß auf eine glückseliges neues Jahr an, natürlich nicht nur, aber auch, für die Katholiken in Göttingen!