Neues vom Bauausschuss

Weitere bauliche Konkretisierungen in Sachen Marienkapelle und Orgelaufgang

 

 

Gut Ding will Weile haben, weiß der Volksmund. Und große Projekte wollen gut durchdacht sein. Auch wenn sich die Innenrenovierung von Sankt Michael nicht mit dem Berliner Flughafen BER oder Stuttgart 21 messen kann und will, so ist unsere Baumaßnahme doch eine der gewaltigsten der Region, sei es von der baulichen Herausforderung, sei es vom Finanzvolumen, jedenfalls im kirchlichen Bereich.

Was für den Außenstehenden wie Schneckentempo anmutet ist für die Insider Galopp. Einmal mehr traf sich der Bauausschuss (BA) in erweiterter Runde zu einer weiteren Sitzung, in der einige wichtige Pflöcke eingeschlagen werden konnten.

Professor Wolfgang Müller, Vorsitzender des BA, begrüßte im Namen des BA die Teilnehmer: Vom BGV waren wieder Frau Sauer und Herr Kesseler da, von den SOAN-Architekten Herr Hülsmann und Herr Polaczek. Von unserem Bauausschuss waren vertreten: Marion Kuss, Hubert Schmoll, Matthias Freise, Sylvio Krüger, sowie P. Hösl. Horst Richter lies sich entschuldigen. Neu in die Runde gekommen ist Herr Heier. Er ist den Anwesenden kein Unbekannter, denn er koordinierte den Architektenwettbewerb im Dezember 2012. Seine Aufgabe wird sein die Interessen des Bauherren – also der Gemeinde Sankt Michael – verstärkt einzubringen, u.a. das Einhalten von Fristen und Finanzgrenzen.
Zu Beginn berichtete Frau Kuss von einem Telefonat mit Josef Baron, dem Künstler unserer derzeitigen Innenausstattung. Natürlich muss er über das Vorhaben Innensanierung informiert werden, denn es betrifft ja auch die von ihm gestalteten Prinzipalien wie Taufbecken oder Altar. Der sehr betagte Künstler reagierte sehr wohlwollend und verständnisvoll für unser Ansinnen, auch wenn er nicht alle neuen Kirchen in gleicher Weise schätzen könne. Ein von seinem Sohn parallel geschicktes Email bedauerte dagegen, dass die Kunstarbeiten des Vaters weitgehendst aus den von Josef Baron gestalteten Kirchen (Plural!) verschwinden.

Jetzt traf die Runde und insbesondere der BA einen einstimmigen Beschluss. Demnach soll versucht werden möglichst mobile Lösungen in der Frage der Weiterverwendung des bestehenden Inventars anzustreben! Die omnipräsente Frage, was kommt in die neue Kirche rein und was nicht, schafft nur Gewinner und Verlierer. Viel besser ist es das Inventar zeitweise in die Kirche zu bringen (und dann aber wieder zu entfernen). Im Grunde ist das die schon seit Jahren praktizierte Lösungsstrategie in Sankt Michael: Statt Krippe (oder Verhüllung oder Marienaltar oder Osterdeko, usw.) raus oder rein ein gut katholisches et...et: sowohl als auch. D.h. zum Advent / Weihnachten kommt die Krippe rein, dann aber auch wieder raus. In der Fastenzeit wird das Innere verhüllt, in der Osterzeit herrscht Farbenfülle, an den Marienmonaten gibt’s vorne eine Statue und am Monat drauf kommt sie wieder weg, usw. Bei dieser Praxis können wir uns schon seit Jahren ganz auf die Kreativität von Sylvio Krüger verlassen. Positiv notiert wurde, dass erst neulich der bekannte Jesuitenpater und Kunstexperte Friedhelm Mennekes SJ sich in der ZEIT ebenfalls für diese Strategie ausgesprochen hat: Wenn man Kunst nur vorübergehend zeige, im steten Wandel, als etwas höchst Seltenes und Kostbares, nicht als etwas verlässlich Vorhandenes, mit dem man rechnen könne, dann und nur dann, glaubt Mennekes, könne Kunst zu einer ästhetischen Erweckung führen, die für die Kirche relevant sei. Sie führe dann dazu, wirklich zu sehen, und das heißt für ihn: ganz anders zu sehen. So über P. Mennekes in Die Zeit (30. Januar 2014, Kunst und Variabilität). Mit dieser Strategie kann aus vielen Entweder-Oder-Lösungen, die Gewinner und Verlierer produziert eine Win-Win-Lösung gewonnen werden.

Die weiteren Punkte waren eher technischer Art. Für das angedachte Stuhllager hatte Herr Hülsmann eine elegante, allseits begrüßte Lösung mitgebracht. Demnach sollen 6 Stuhlwagen für größere Gottesdienste Stühle bereithalten, die in einer elegant gestalteten Ecke mit dem Orgelaufgang verbunden wird. So kann das chronische Stauraumproblem in unserer Kirche gemildert werden. In Sachen Akustik erinnerte der BA an ein eingereichtes Gutachten. Einmal mehr wurde als gemeinsames Interesse herausgestellt, dass eine optimale Akustik unabdingbar sind und hier auf keinem Fall am falschen Ende gespart werden sollte.

In einem längeren TOP informierte Herr Hülsmann dann über den Fortschritt der Planungen. Dazu hatte er mehrere neue Pläne und Computersimulationen mitgebracht, die allseits mit Begeisterung aufgenommen wurden. Die neue Marienkapelle variiert gegenüber den letzten Modellen leicht. Man versuchte eine optimale Ästhetik mit einer wünschenswerten Rußvermeidung in Einklang zu bringen. Dies ist SOAN hervorragend gelungen! Weiter wollen wir wieder eine (erneuerte) Ikone mit der Mutter Gottes als spirituelles Zentrum der vermutlich am meisten besuchten Gebetsecke Göttingens.
Der Beichtstuhl soll auch weiterhin parallel die Möglichkeit zum Beichtgespräch als auch zur anonymen Ohrenbeichte bieten. Er soll einerseits transparent, auf der anderen Seite aber auch diskret sein. Besonders Kindern sollen durch ein einladendes, helles Design mögliche Ängste bereits im Vorfeld genommen werden.

Leider wird die angedachte Fußbodenheizung aus finanziellen Gründen nicht möglich sein. Besonders Hubert Schmoll und Marion Kuß hatten lange dafür gekämpft und bedauern dies sehr, aber auch sie fügten sich schließlich den vorhandenen Möglichkeiten. Die zusätzlichen Kosten wären immens und würden sich – falls überhaupt – erst in vielen Jahren amortisieren. Frieren müssen die GottesdienstbesucherInnen deswegen freilich dennoch nicht, da das vorhandene Heizungssystem ausgebaut und effektiver gemacht wird.

Kleinere Diskussionspunkte waren: Wo sollen künftig Plakate angeschlagen werden können? Wo soll zukünftig der Priester sitzen? Wo soll während der Baumaßnahmen das Baubüro sein? Architektenvertrag... Es werden noch viele solcher und ähnlicher Punkte aufs Tapet kommen. Wichtiger sind die Rahmenentscheidungen: Baubeginn ist Pfingsten 2014! Mit einem feierlichen Gottesdienst am Pfingstmontag werden wir uns von der alten Kirche verabschieden und müssen dann wohl ein knappes Jahr ins „Exil“ gehen. Wo wir dann während der Bauphase Gottesdienst feiern – im Gespräch sind der Gemeindesaal, St. Nikolai und St. Paulus – muss dann geklärt werden.