Maifeiertag mit Maria & Josef und einem eindrucksvollen Maialtar
Wie viele Gebete werden wohl pro Jahr in der Marienkapelle gebetet? Eine erste Hochrechnung!
Die Gottesmutter Maria, der mit dem Oktober und dem Mai sogar zwei Monate des Kalenderjahres gewidmet sind, spielt in Sankt Michael eine traditionell wichtige Rolle. Wie wichtig Maria für uns ist, das kann man besonders in unserer Marienkapelle feststellen. Unser diesjähriger Mailaltar vorne soll das einmal herausheben – er ist sehr ungewöhnlich. Aber er bringt zum Ausdruck, welche Wertschätzung die Gläubigen und vielleicht auch nicht ganz so Gläubigen, in Göttingen unserer Marienkapelle entgegenbringen. Vielleicht kann eine kleine Statistik dies verdeutlichen:
a) In diesem Monat liegen die Kerzenteelichter der vergangenen 14 Monate in unserer Kirche! Keiner hat sie gezählt – es sind einfach zu viele! Wenn wir mal annehmen, dass in unserer Kirche pro Tag plus/minus 200 Teelichter angezündet werden, dann wären vorne links. wo an Weihnachten die Krippe steht, insgesamt 84 000 Teelichter. Auf ein Jahr heruntergerechnet würde das bedeuten 73 000 Lichter pro Jahr.
b) Aber ich vermute, dass nicht nur Lichter angezündet werden. Wenn zu jeder Kerze auch nur ein einziges Gebet gesprochen würde, dann bedeutet das auch, dass 73 000 Gebete gesprochen werden. Was meinen Sie, gibt es einen Ort in Göttingen, wo mehr als 73 000 Gebete pro Jahr gesprochen werden?
c) Neben den leeren Kerzenhülsen haben Sylvio Krüger und Stefanie Florenz auch Vasen aufgestellt mit Zetteln. Das sind die Zettel, die man in der Marienkapelle in eine kleine Klagemauer einwerfen konnte. Es sind kleine Gebete. Viele sind in fremden Sprachen geschrieben, manche in holprigem Deutsch, manchmal mit vielen grammatikalischen Fehlern. Manchmal kann man eine alte zittrige Hand vermuten, manchmal dürfte es das Geschreibsel eines Kindes aus der ersten Klasse sein. Die beiden Vasen sind nur ein kleiner Ausschnitt von viel mehr Gebetszetteln. Wir würden es unmöglich schaffen all diese Gebete im Gottesdienst vorzulesen.
Um 18:00 Uhr feierte die Gemeinde eine Maiandacht. Christian Strauch begleitete die Marienlieder auf der Orgel. Um 18:30 Uhr begann dann die Messe. Liturgisch ist am 1. Mai nichts ganz Großes vorgesehen. Die Kirche gedenkt in besonderer Weise Josef, des Arbeiters. Freilich ist dieses Fest ein sehr spätes Zugeständnis der Kirche an die Arbeiter, die man im Kern wohl im 19. Jahrhundert verloren hat, trotz der leider viel zu wenigen Leute vom Schlag eines Kolping und Ketteler: Papst Pius XII. verkündete 1955 den 1. Mai als Fest für „Joseph, den Arbeiter”. Viele Marienlieder ergänzten den "Arbeitergottesdienst".