Kann Salz überhaupt salzlos werden?
Diesen und anderen Fragen rund um das Thema "Salz der Erde" ging eine (letzte) Geistliche Stadtführung der Citypastoral in der Saline Lusienhall nach.
Eine Art Abschiedsführung war das gestern Abend in der Göttinger Saline Luisenhall am Greitweg. Über 20 Personen hatten sich bei strahlendem Sonnenschein eingefunden, überwiegend ein interessiertes Stadtpublikum. Die Führung wurde ausnahmsweise von drei Personen begleitet: die Stadtführer Barbara Fink und Thomas Raschke, die auch bei anderen Themenführungen der Citypastoral in den vergangenen Jahren mitgewirkt haben, hatten viel zu erzählen über den Ort mit dem "maroden Charme", der Gewinnung bzw. "Produktionsweise" von Salz, dessen Vermarktung & Vertrieb. Dass Salz bis auf den heutigen Tag etwas Besonderes und Wertvolles ist und an Symbolkraft nichts verloren hat, davon handelten die zwischendrin "eingestreuten" Geistlichen Impulse.
Es ist also überhaupt nicht verwunderlich, dass auch in der Bibel oft vom Salz die Rede ist. Sie fragt z.B.: Was gibt meinem Leben die richtige Würze? Finde ich überhaupt Geschmack am Leben? Und wie kann ich dazu beitragen, dass auch andere Geschmack am Leben finden? Über den Tellerrand der christlichen Tradition hinaus wurde aber auch der Blick auf eine Frau gerichtet, die zu Göttingen einmal einen besonderen Bezug hatte: die Schriftstellerin Bettine von Arnim, eine Vertreterin der deutschen Romantik. Glaube & Spiritualität ist für sie nicht nur eine Angelegenheit des Sonntags. Beides muss sich im Alltag bewähren! So kreierte sie die wunderbaren Worte: "Jeder Mensch sollte eigentlich neugierig auf sich selbst sein und sich selbst zu Tage fördern wie aus der Tiefe das Salz der Erde." - Die Bergpredigt, das "Grundsatzprogramm" des Christentums entfaltet aber genau das, was es mit der biblischen Rede vom "Salz der Erde" auf sich hat. Dass wir alle "Salz" sein sollen, bedeutet nichts anderes als: barmherzig sein, sanftmütig sein, reinen Herzens sein, gewaltlos sein, arm sein, Frieden und Gerechtigkeit suchen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Nochmals zurück zu unserer Ausgangsfrage. Kann Salz überhaupt salzlos werden? Rein von der physikalischen Beschaffenheit her nicht. Was aber ist dann gemeint, wenn im Neuen Testament daran erinnert wird, dass Salz auch schal und geschmacklos werden kann? All das, was uns Gott mitgegeben hat, ist ein Geschenk. Unser Glaube, der uns Kraft und Energie verleiht, den können wir auch vernachlässigen. Es gilt also den Glauben zu pflegen und weiterzuentwickeln.
Am Badehaus kamen natürlich am Ende der 2 1/4 stündigen Führung keine/r vorbei. Dort wurde dann erst einmal kräftig eingekauft: feines und grobes Salz für die Küche, die ein oder andere Badeessenz und so manche/r machte auch gleich einen Termin für ein Solebad aus.
Mechthild José-Thumbeck