Die kleine Pilgerroute Göttingen - Nikolausberg ist (wieder) geöffnet!
Citypastoral lud zu einer kleinen Wanderung auf historischem Boden
Es muss nicht immer Santiago de Compostela sein. Auch im unmittelbaren Nahbereich Göttingens gibt es Pilgerwege, die historisch nicht ohne sind. Und einer davon ist der Weg von Göttingen nach Nikolausberg zur Klosterkirche. Über 500 Jahre wurde hier gewandert, um die heilbringenden Reliquien in der Kirche zu verehren. Erst die Reformation machte damit Schluss - so Heinrich Detering, der zu Beginn die Wandergruppe kurz über Leben, Werk und Lokalbezug des Heiligen informierte.
Natürlich ist das Leben des hl. Nikolaus von Legenden umrankt. Aber das darf einen nicht hindern kreativ neu, aber durchaus historisch, zu fragen. So kann man den Totalkritikern des Heiligen, nach denen es die Figur überhaupt nicht gegeben habe, entgegenhalten, dass man sich so das plötzliche Aufkommen und Populärwerden dieses vorher nicht üblichen Namens in Kleinasien kaum erklären kann.
Viele Legenden des beliebten Heiligen drehen sich um die soziale Zuwendung an Bedürftige. Immer schwingt eine Dreizahl als Gestaltungsmittel dieser Legenden mit, so der Göttinger Germanist: Drei Offiziere, drei Männer, drei Töchter, die in die Prostitution verkauft zu werden drohen...
Der hl. Nikolaus genießt als einziger (!) Heiliger der nachbiblischen Zeit sowohl im (katholischen) Westen als auch im (orthodoxen) Osten gleichermaßen hohe Popularität. Insofern ist er auch eine ökumenisch wichtige Gestalt.
Nach den einführenden Worten und einem knappen Gebet ging es an der Ecke Kreuzbergring / Nikolausberger Weg los. Das Wetter war herbstlich, es regnete aber nicht, eigentlich optimales Wanderwetter. Die Route führt zunächst durch den Wald, parallel zum Nikolausbergerweg. Nach Überquerung der B 27 wurde es schnell wieder ruhiger und besinnlicher, wobei dann auch schon die Kirche am Horizont auftauchte. Nach gut der Hälfte stoppte die Gruppe, um ein Gesätz des Rosenkranzes zu beten. Pünktlich um 12:00 Uhr erreichte die Gruppe ihr Ziel und feierte in der kleinen Nikolauskapelle mit der Figur des Heiligen die heilige Messe. Man saß im Stuhlkreis, meditierte gemeinsam über die Texte, formulierte Fürbitten oder betrachtete die Ehrfurcht erheischende Statue des Heiligen.
Nach der Messe wurde dann aber gegessen. Da es draußen doch etwas zu kalt war, fand man im Gemeindezentrum ein schönes Plätzchen, das vor dem Eintreffen der "Konfis" noch frei war. Dort zauberten die Teilnehmer ihre Kostbarkeiten auf den Tisch: Es gab italienische Spezialitäten, hessische Fleischplänzchen (Bouletten, Hackfleischklopse...), Wurst, Käse u.v.a.m. Die Esssachen hatte, genauso wie die Messsachen, Christine Detering im Auto hochgefahren. So konnten vier Teilnehmer mit dem Auto herunterfahren. Der Rest wanderte zu Fuß zurück.
Damit ist der 500 Jahre altbewährte, aber 300 Jahre ruhende Pilgerweg gleichsam wieder offiziell eröffnet. Ein toller Weg auf geschichtsträchtigen Boden, gleich hier in Göttingen!