De gustibus (non?) est disputandum!

Peter Marggraf stellt sich den Fragen zu seiner Edith-Stein-Figur in unserer Kirche

 

Pter Marggraf, der Gestalter unserer Edith - Stein Figur, kam, wie bei der Einweihung versprochen, noch einmal in unsere Kirche, um sich den Fragen zu seiner Figur zu stellen.

Zunächst erläuterte er, wie er als Künstler überhaupt an so ein Projekt herangeht. Er stammt aus der "68er Zeit", die bekanntlich vieles oder gar alles in Frage stellte: Die Elterngeneration, Autoritäten, natürlich auch die Kirche. Die unbefriedigten Antworten der Elterngeneration einerseits und der Vietnamkrieg andererseits hat diese Generation geprägt. Er, so Marggraf, möchte wie viele seiner Generation dem Leidenden eine Stimme geben. Dies versuche er durch seine Plastiken und seine Zeichnungen.

In der Figur kann man Edith Stein sehen, aber auch jeden anderen Leidenden. Die Figur stellt nicht Edith Stein dar, ist kein Portrait - sie steht für Edith Stein!

Die Figur wirkt ganz bewusst "unfertig". Wäre sie nämlich "fertig", dann würde sie keine Fragen mehr aufwerfen, wäre damit uninteressant. Er als Künstler muss einen inneren Punkt erwischen und dann sagen: Jetzt muss ich aufhören! Sonst mache ich die Figur wieder kaputt!

Dann schloss sich eine Diskussion an. Ein Herr meinte, die Figur wäre "grausam". Diese Einschätzung wurde nicht einhellig geteilt, wenngleich die Einschätzung nachvollziehbar ist. Aber, so P. Marggraf, man dürfe die Figur auch als "grausam" empfinden. Es gibt keinen vorgeschriebenen Geschmack. Andere freilich erkannten gerade in dem Rohen und Unfertigen die Gewalt, die Edith Stein angetan wurde. Diese erlittene Gewalt steht in Kontrast zu dem sinnierenden Blick, den Theresia vom Kreuz - so ihr Ordensname - auf das Altarkreuz wirft und vor dort offensichtlich Trost in ihrem Leid spürt. Dies ist letztlich auch der Grund für die Platzwahl. Ihre ganze Körperhaltung imitiert den Gekreuzigten und damit die Kreuzesnachfolge des Leidenden überhaupt. Wohl dem der in seinem Leid den Trost des Gekreuzigten erfährt!

Für Interessierte hat Peter Marggraf Flyer mitgebracht, die auch hinten im Windfang ausliegen. In der Diskussion wurde (einmal mehr) deutlich, wie weit auseinander, ja widersprüchlich die Einschätzungen in Bezug auf die Edith Stein Figur, aber auch die Innenrenovierung als Ganze sind. Was dem einen überhaupt nicht zusagt ist für die andere gerade das Anziehende. Eine einhellige Wertschätzung ist für die Zukunft wohl genauso unrealistisch wie das Gegenteil Aber vielleicht macht das den Kirchort Sankt Michael ja auf längere Zeit spannend...

Einen Bericht über Peter Marggraf und seiner Figur, sowie weitere Links mit Einblicken und Fotos von seiner Arbeit finden Sie hier.