Bericht von Richard Gräve
über sein Freiwilligenjahr in Chile
Richard’s Jahr:
Intro:
Richard geht Weltwärts! So heißt das
Förderprogramm der deutschen Bundesregierung, über das ich meinen (so heißt es
offiziell) entwicklungspolitischen Freiwilligendienst leiste. Meine
Entsendeorganisation, also der Verein, über den ich ins Ausland gehe, heißt Fundacion
Cristo Vive (www.cristovive.de). Gegründet wurde die Organisation von Schwester
Karoline Mayer, die seit 47 Jahren in Chile, Bolivien und Peru in der Hilfe für
die Ärmsten der Armen aktiv ist und als der Pendant zu Mutter Theresa in
Südamerika bezeichnet wird. Diese faszinierende Person hat Krippen,
Kindergärten, Behinderteneinrichtungen, ein Krankenhaus und Berufsschulen in
den Armenvierteln ihrer Länder errichtet. Jedes Jahr werden in diese
Einrichtungen Freiwillige entsandt.
Ich persönlich verbringe mein Jahr im
Süden der chilenischen Hauptstadt Santiago, im Armenviertel La Pintana. Hier
werde ich im Kindergarten „Terra de Niños“ arbeiten. Pro Woche werde ich 42.5
Stunden arbeiten, die Wochenenden sind frei. Ich wohne in einer
Wohngemeinschaft mit 4 anderen Freiwilligen 3 Minuten zu Fuß von meinem
Kindergarten entfernt. Meine Mitbewohner heißen Emilia, Maj-Britt, Carolin und
Julia. Julia und Carolin werden mit mir im Kindergarten arbeiten, Emilia und
Maj-Britt arbeiten in einer Krippe, die etwas weiter entfernt ist.
Am 10.08.2015 flog Flug 705 von LAN Air
um 19:35 Uhr von Frankfurt über Madrid nach Santiago de Chile. Die Woche vorher
war von Verabschiedungen und Vorbereitungen geprägt, meine Mutter fuhr noch mit
nach Frankfurt, um mich dort zu verabschieden. Nachdem klar war, dass ich wegen
Übergepäck Aufpreis zahlen musste, musste ich noch das Ok des Check-In
Supervisors bekommen, um meine E-Gitarre samt Verstärker mitzunehmen, dann ging
es mit den 10 anderen Freiwilligen von Cristo Vive ab ins Flugzeug und auf ins
Neue.
10.08.2015
– 16.08.2015
Die erste Woche:
Am Dienstagmorgen, 11.08.2015, sind wir
noch im Dunkeln gelandet, am Flughafen verlief alles reibungslos, Helga
Langhagen, unsere Freiwilligenbeauftragte, hat uns schon erwartet und mit zwei
Autos fuhren wir in die EFPO, die Berufsschule von Cristo Vive im Norden von
Santiago. Nachdem wir dort Willkommen gehießen wurden, fuhr Jaime Emilia und
mich etwa 45 Minuten nach La Pintana in die Wohngemeinschaft. Hier sind die
Häuser fast alle einstöckig, schlecht isoliert, unsere kleine Straße ist nur
halb asphaltiert. Es laufen auch Straßenhunde rum und nachts sollte man lieber
in der Gruppe unterwegs sein. Maj-Britt, Julia und Carolin waren schon
anderthalb Wochen vor uns angekommen und machten einen Sprachkurs, am Abend
lernten wir uns kennen und aßen Wraps, mein erster guter Eindruck hat sich bis
jetzt bestätigt.
Am Mittwoch besuchte ich direkt meine
Einrichtung, lernte die Tias (Betreuerinnen) kennen und spielte den ganzen Tag,
also von 9 bis 5 Uhr, mit den 4-5 Jährigen im Kindergarten. Mein brüchiges
Spanisch war keine große Hilfe, aber ich konnte mich sogar halbwegs mit den
Kleinen und den Tias verständigen. Am Abend haben wir in der WG noch zusammen
Musik gemacht, ich soll wohl auch jedem zweiten Freiwilligen hier Gitarre
beibringen, womit ich kein Problem hätte. Die anderen WG’s sind allerdings im
Norden von Santiago, dorthin fährt man etwa eine Stunde mit Bus und U-Bahn.
Den Berufsverkehr von Santiago konnten
wir in vollen Bussen und Zügen am Donnerstagmorgen erleben, das Wort „voll“
bekommt hier wirklich eine neue Bedeutung. Natürlich gelten auch in den
öffentlichen Verkehrsmitteln Regeln wie „behalte deinen Rucksack lieber vorne“,
übermäßige Vorsicht ist aber auch fehl am Platz. Emilia und ich waren auf dem
Weg zur Station Santa Lucia, wo wir uns für die Tour de Carnet trafen. Hierbei
gingen wir durch verschiedene Behörden, um unseren Personalausweis für Chile zu
beantragen. In meinem Fall hatte eine Behörde auf einem Dokument Richard
Inmanuel statt Richard Immanuel geschrieben, weshalb mir die letzte Behörde
meinen Ausweis nicht ausgestellt hat.
Am Freitag ging ich deshalb noch einmal
durch die Behörden und bekam auch endlich meinen Ausweis, den ich mir jetzt in
gut drei Wochen abholen kann. Dann ging es zur EFPO und wir besprachen unsere
Eindrücke der ersten Tage mit Helga und wurden von Karoline zur Messe am
Sonntag mit anschließendem Essen und Feier des „Dia del Niño“ eingeladen. Am
Abend des Tages saßen wir gemütlich in der Wohngemeinschaft zusammen, eine
willkommene Abwechslung zum Behördenstress der zwei Tage.
So war am Samstag aus erst einmal
ausschlafen angesagt, am späten Nachmittag fuhren Emilia und ich in den Norden
Santiagos in die WG des Hauses „Alberto“ und verbrachten dort mit etwa 8
anderen Freiwilligen einen sehr gemütlichen Abend. Gegen 2 Uhr morgens fuhren
wir mit Julien, Lotta, Jana und Debby ins Haus „Madre“, wo wir noch bis etwa 3 Uhr
zusammen Gitarre spielten und sangen.
Nach dieser kurzen Nacht gingen wir
heute, am Sonntag, in die Messe der Fundacion Cristo Vive am Dia del Niño.
Dieser fröhliche, für deutsche Verhältnisse kindliche Gottesdienst war für mich
sehr entspannend und eindrucksvoll, auch weil ich hier eine Parallele zu
Deutschland im Glauben ziehen konnte, der hier doch so anders gelebt wird. Wir
Freiwilligen, die zu einem großen Teil die Messe besuchten, wurden herzlich
empfangen, Schüler aus zwei verschiedenen Schulen waren ebenfalls da, mit ihnen
haben wir uns ein bisschen unterhalten. Nach der Messe ging es zuerst auf die
„Féria“, einen der vielen Märkte, auf dem wir Obst, Gemüse und Klopapier
eingekauft haben. Danach aßen wir in Schwester Karolines Haus und gingen in eine
Grundschule nebenan, um den Tag der Kinder zu feiern. Mit den Kindern spielten
wir verschiedene Spiele, fuhren dann nach Hause, um den Abend in La Pintana zu
verbringen.
Ausblick:
Ab Montag werde ich einen zweiwöchigen
Sprachkurs beginnen, danach beginnt dann meine normale Arbeit. Bisher war es
ziemlich kalt und grau mit starkem Regen am Mittwoch, nur heute am Sonntag war
es wärmer mit schönem Wetter, so darf es weiter gehen.