Advent - Jenseits des Brauchtums
Ein multimedialer Abend mit Prof. Guido Fuchs
Guido Fuchs hält Vorträge die ganz anders sind! Es ist eine Ohrenweide ihm zuzuhören. Er hat eine einfache und schöne Sprache. Seine Textbausteine werden immer unterbrochen von Liedern, die er selber am Klavier begleitet. Manche sind neu, manche können von den Teilnehmern auf dem ausgeteilten Textblatt mitgesungen werden.
Thematisch ging es um den Advent. Früher war die Zeit des Advents noch keine "Schlemmerzeit", sondern eine ernste Zeit, was sich in den eher schrecklichen Evangelien von der Wiederkuft Christi spiegelt. Aber für die Christen war die Wiederkunft immer auch eine Zeit des Hoffens und Sehnens - Maranatha! Unser Herr komm!
Adventskalender gibt es in der jetzigen Form erst seit 1908, aber natürlich gab es Vorformen. So machte man hier und da Striche an die Tür und strich jeden Tag einen Strich weg. (Heute soll es diesen Brauch noch in Gefängnissen geben...). In evangelischen Kreisen gab es einen Adventsbaum, der jeden Tag mehr geschmückt wurde, z.B. mit Gedichten. Und letztlich ist der Adventskranz ja auch eine Art Adventskalender, v.a. wenn man bedekt, dass er ursprünglich 24 Kerzen hatte! Es gibt auch einen liturgischen Adventskalender: ab dem 17.12. betet die Kirche die sogenannten O-Antiphonen, Anrufungen an Christus: Oh Weisheit, Oh Adonai, Oh Wurzel... Die Anfangsbuchstaben der genannten Symbole ergeben die Buchstabenfolge SARCORE. Dreht man dies wiederum um entsteht EROCRAS, als ERO CRAS - Ich komme morgen!
Der Advent wartet mit großen Heiligen auf: Die Hl. Barbara (4.12.) liefert einen blühenden Adventskalender mit ihren Zweigen. Der Hl. Nikolaus (6.12.) ist kirchlich gar kein so wichtiger Heiliger, aber im Volk sehr verankert, was man auch heute in der Nikolausfeier sehen konnte. Historisch kann man wohl nur sagen, dass er sehr mildtätig gewesen ist und ein großer Kämpfer gegen die damalige Häresie des Arianismus, die die Göttlichkeit Jesu abstritt. Die Hl. Luzia schließlich verdankt ihre immer größere Popularität - die sie in Schweden schon immer hatte - wohl eher einem bekanntem Möbelhaus aus eben diesem Land...
Ein ganz wichtiges Element der Adventszeit ist natürlich die Feier von Rorategottesdiensten, auch in Sankt Michael, jeden Mittwoch um 6:00 Uhr früh. Erstaunlich, dass dazu auch ausgewiesene Langschläfer aus dem Bett finden - die schöne Kerzenatmopsphäre entschädigt hier wohl für Vieles!
Das Motiv des "Tauens" gehört ebenfalls in den Advent. Das Lied "Tauet Himmel den Gerechten" ist eines der beliebtesten Lieder dieser Zeit, auch im Lied von Friedrich Spee SJ, dem bekannten Hexenanwalt, kommt dieses Motiv vor: ".. o Gott ein Tau vom Himmel gieß, im Tau herab o Heiland fließ" (GL 105).
Verbunden mit dem Tau ist die "Rose von Jericho" ein weiteres Adventsmotiv: Diese Blume, die sich in der Hitze einrollt, verweht wird, die dann - wenn sie Wasser gefunden hat - sich dann entrollt und ausbreitet... Immer wieder haben die Menschen in der Natur nach Parallelen zum Evangelium gesucht und gefunden, besonders in der lebensfeindlichen Wüste, ie aber eben deswegen auch Zufluchtsort für so manche biblische Person wurde - denken wir an Hagar, an das Volks israel insgesamt oder auch an Jesus!
Den Abschluss des kurzweiligen Abends machte schließlich das bekannte Lied von Jochen Klepper "Die Nacht ist vorgedrungen", zu dem man den biographischen Hintergrund kennen muss. Klepper hatte eine jüdische Frau geheiratet, die drei Töchter in die Ehe mitbrachte und die alle in den Augen der Nazis Jüdinnen - trotz erfolgter Taufe - waren. Im Zuge der Verfolgungen durch die Nazis sah die Familie keinen Ausweg mehr als den Freitod, den Klepper in seinem bekannten Tagebuch ankündigt.
Am Schluss der Veranstaltung bedankte sich Mechthild José-Thumbeck bei Guido Fuchs. Draußen gab's noch Bücher vom Autor und zum Thema.