Abschied und Dank

Am Sonntag, den 16. Juni hieß es in Sankt Michael Abschied nehmen von Pater Ludger Joos SJ. In drei Gottesdiensten versammelten sich viele Menschen, beginnend mit den Jüngsten bis hin zu den Ältesten, die im miteinander Feiern und Beten ihre tiefe Verbundenheit mit Pater Joos zum Ausdruck brachten.

 

Um 10h waren es die Kinder, deren Eltern und die Katecheten der Kindergottesdienste, um 11:30h versammelte sich die „Mittagsgemeinde“ und um 18:30h die „Abendgemeinde“. Jede Gruppe zeigte ihren Dank, jede auf ihre Art, jede in der Gewissheit, dass Pater Joos für alle ein wichtiger Begleiter, Impulsgeber und Seelsorger war. Das kam im Segensgebet im Mittagsgottesdienst, in der Ansprache des Vertreters der Gemeinde Malte Heeg und in den Grußworten des Dechanten Wigbert Schwarze im Abendgottesdienst zum Ausdruck.

Während der Gottesdienste stand ein Blumentopf auf dem Ambo. Pater Joos erzählte, dass er diesen, damals leeren Topf, bei seinem Abschied aus Sankt Blasien von einer Kollegin geschenkt bekommen habe. Nun wächst in diesem Topf eine Pflanze. Ein Samenkorn hat gekeimt, sich entwickelt und wächst zu einem blühenden Busch. Der Vergleich mit dem Tagesevangelium (Mk 4,26-34) liegt nahe.

Pater Joos erinnerte sich an seine ersten Wochen in Sankt Michael, Göttingen, im Jahr 2017, als er offen und neugierig die große Zahl von Aktivitäten innerhalb der Gemeinde, aber auch deren interreligiöse und weltliche Verknüpfungen entdeckte.

Wir als Gemeinde haben in den sechs darauffolgenden Jahren erfahren, welche Chance er in diesen ersten Entdeckungen sah. Er erkannte den nahrhaften Boden und fing mit großem Engagement an, dieses Feld zu bewirtschaften, zu ackern, einiges Gelände umzupflügen und brachte so manchen Stein ins Rollen. Sein Einsatz bei der Umsetzung des Präventionskonzeptes und die Pläne für tragfähige „Zukunftsräume“ sind zwei Beispiele seiner Handlungsfelder. Dabei behielt er jede noch so kleine Pflanze – sprich jeden Menschen mit großer Zuneigung im Blick.

Was ihn nun, bei seinem Abschied, bewege, so Pater Joos, sei Dank – Dank für die Hilfe bei der zupackenden Arbeit, Dank für die vielen Begegnungen und Gespräche und nicht zuletzt, sondern vorrangig, Dank für die Gemeinschaft im Glauben und im Gebet. Sie habe ihm in dieser Zeit ein Zuhause gegeben.

Die bewegende Stille ließ spüren, dass dieses gemeinsame füreinander Beten uns weiterhin begleiten wird.

Der Segensgruß der Gemeinde für Pater Joos sprach den Hoffnungsgedanken aus, dass er gewiss sein möge, dass überall dort, wo er auf Neuland stoße, Gott bereits da ist, ihn trägt, führt und befreit. Diesem Segensgruß folgte der Segen von Pater Joos für die Gemeinschaft.

Ein kleines Korn: es will gesät werden. Es wird gesät und es gedeiht, wo Menschen die aus Liebe entstehende Lebenskraft spüren, die Gott uns von Anbeginn auf unseren Lebensweg mitgegeben hat.

So zeigten auch die zahlreichen Begegnungen direkt nach den Gottesdiensten und bei den Empfängen im Gemeindesaal, dass der Abschied von Pater Joos schmerzt – es flossen viele Tränen -, uns aber auch dankbar und hoffnungsvoll neugierig sein lässt für alles Neue, alles Ungeahnte, das uns erwartet.

Lieber Ludger, vielen Dank für die gemeinsame Zeit!

 

                                    Kleines Senfkorn Hoffnung, mir umsonst geschenkt:

                                    werde ich dich pflanzen, dass du weiterwächst,

                                    dass du wirst zum Baume, der uns Schatten wirft,

                                    Früchte trägt für alle, alle, die in Ängsten sind.  (GL850)     

 

Doris Binder