50 Jahre Pater Manfred Hösl SJ – eine tolle Geburtstagfeier am ungewöhnlichen Ort
Von Eberhard Walter
Erinnern Sie sich an Ihre Schulzeit. Kaum waren die wunderschönen Sommerferien vorüber, drangsalierten uns die Pädagogen mit der Forderung, einen Aufsatz mit dem Thema „Mein schönsten Ferienerlebnis“ zu schreiben. So oder ähnlich erging es dem Chronisten dieser Zeilen. Die Geburtstagsfeier anlässlich der Vollendung des 50. Lebensjahres des Herrn Pfarrers war noch nicht gänzlich beendet, erhielt selbiger Schreiberling den strikten Befehl – vermummt in einer mehr oder weniger höflichen Aufforderung : „Schreib doch bitte einen kleinen Artikel für die Homepage.“ Meistens wird bei solchen Gelegenheiten - so auch diesmal - noch etwas Honig ums Maul geschmiert. Die Abwehrkräfte lassen nach, die Umstehenden haben den Eindruck: Der wird das schon machen. So endete eine wunderschöne Geburtstagsfeier mit der Frage, wie kann man eigentlich ein so schönes Fest mit all den vorangegangenen Ideen und Ängsten zu Papier bringen.
Der Jubilar wurde einige Tage vor dem Ereignis gefragt, ob denn alles wohlvorbereitet sei. Die Antwort fiel eher nervös, zögerlich und ängstlich aus. „Das mache ich nie wieder!“ So seine Zusammenfassung. Braucht er auch nicht, denn man wird nur einmal fünfzig. Dabei waren die Sorgen des Gastgebers höchst unbegründet, Frau Michel, Kaplan Matthias (SJ), Frau Stefanie Florenz und andere hatten die Vorbereitungen fest im Griff. Die Zahl der angekündigten Kuchen- und Salatspenden stieg von Tag zu Tag. Die Gemeinde Sankt Michael kann eben nicht nur beten und bauen, sondern auch backen, braten und kochen. Für das leibliche Wohl in den Räumen des Mittagstisches war also bestens gesorgt. Im Background stand das qualifizierte Team um Frau Werner-Parker für gute Dienste bereit. Die abendliche Lauchsuppe war längst konzipiert. Die Vielfalt der mitgebrachten Speisen entsprach der kunterbunten Gästeschar, die der grenzenlosen Einladung gefolgt war.
Nun galt es die Umarmungen, das Händeschütteln und die tausend guten Wünsche von vielen lieben Leuten entgegenzunehmen. Darunter auch Menschen mit Titel und Amt, Herr Bürgermeister Gerhardy, Herr Dechant Schwarze, Herr Superior und Mitbruder Schneider SJ, Vorsitzende der Gremien, von Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat, Frau Kuß und Herr Freise. Der Chef der Katholischen Studentengemeinde, Herr Peter-Paul König und der Vorsitzende des Vereins Mittagstisch St. Michael e.V., Herr Prof. Müller, die Dekanatsrendantin, Frau Schneider.
Nur kurze Zeit verging bis die bekannte Geburtstagshymne angestimmt wurde: Viel Glück und viel Segen auf all deinen Wegen. In diesem Augenblick machte sich wohl niemand Gedanken darüber, welche Wege des priesterlichen Menschen, Pater Manfred Hösl, gemeint sein könnten. Der Weg zum Altar, zum Mikrofon, zum Krankenbett, zum Friedhof, zur Baustelle, ins Büro, zu unendlich vielen Besprechungen, wichtigen und unbedeutenden Konferenzen und häufig auch der Weg ins Ungewisse, denn selbst bei Gott weiß man nicht immer, welche Pläne er verfolgt. Die versammelte Geburtstagsgemeinde jedenfalls war voll des Lobes, aber sie kam nicht zu Wort. Der Gastgeber hatte jede Art von komprimierter Laudatio und andere Reden im Vorhinein strikt untersagt. Auch die Zahl der Geschenke und deren Größe hielten sich in Grenzen. Stattdessen wanderten zahllose Umschläge und nicht verkleidete Spenden für den gemeindlichen Mittagstisch in den bereitgestellten Karton. So erfüllte sich der ausdrückliche Wunsch des Jubilars und des Evangelisten: „Was ihr den Geringsten meiner Schwestern und Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“(Nach Matthäus 25, 40).
Nicht nebenbei und wichtiger denn je: Zu der Festgemeinde gehörten viele Tagesgäste des Mittagstisches. Auch deshalb soll jetzt von den zahlreichen schönen Musikbeiträgen der „Street Doves“, der kleinen Hausband des Mittagstisches, nur ein Auszug aus dem Lieblingssong des Gastgebers dokumentiert werden:
Und die Tränen von gestern wird die Sonne trocknen,
die Spuren der Verzweiflung wird der Wind verweh'n.
Die durstigen Lippen wird der Regen trösten
und die längst verlor'n Geglaubten
werden von den Toten aufersteh'n.
Aus dem Song „Land in Sicht“ – der Band Ton Steine Scherben um Rio Reiser.
Herr Sommer vom Göttinger Symphonieorchester steuerte mit dem Cello hochwertige Musikwünsche von Sebastian Bach zum Geburtstagsfest bei. Mit anhaltendem Beifall bedankten sich die Gäste bei dem Altmeister der klassischen Musik und seinem künstlerischen Interpreten. Man erzählt die Anekdote, dass eben dieser Herr vor geraumer Zeit heftige Kritik an den Umbauplänen für die Pfarrkirche geübt habe. Durch seine freundliche Mitwirkung an der bunten Geburtstagsfeier erlangte der Kritiker sicher umfassende Absolution. Besser kann Versöhnung nicht klingen.
Wenn an trüben Tagen wieder einmal vom auf und ab der Gemeinde die Rede sein sollte, muss man sich an diese Feier erinnern – es war schön.