Geistlicher Impuls zum Mittwoch in der Vierten Osterwoche

Das Evangelium und andere Texte für den heutigen Tag finden Sie in der Online-Kalender-Version des Schott-Messbuches der Erzabtei in Beuron.

IMPULS

Tagesansicht„Das denkende Herz“ heißt der Titel eines Tagebuches, in dem die begabte jüdische Frau, Etty Hillesum, beschreibt, wie sie im Alter von 27 – 29 Jahren aus einem ungeordnet chaotischen Leben zu einem tiefen persönlichen Verhältnis zu Gott findet - ohne Kirchgänge und Gottesdienste. Erst als die lebenshungrige junge Frau, von flackernder Unruhe getrieben, täglich versucht, wenigstens eine halbe Stunde einfach nur still zu sein, glaubt sie zu entdecken, dass Gott den Raum der Stille in ihr betritt und erfüllt. Zaghaft entwickelt sich ein immer vertrauteres Zwiegespräch zwischen ihr und Gott …in ehrlichen Worten und überraschenden Blickwinkeln.

„Ich will Dir helfen, Gott, dass du mich nicht verlässt, aber ich kann mich von vorneherein für nichts verbürgen. Nur dies eine wird mir immer deutlicher: dass du uns nicht helfen kannst, sondern, dass wir Dir helfen müssen, und dadurch helfen wir uns letztlich selbst. Es ist das einzige, auf das es ankommt: ein Stück von Dir in uns selbst zu retten, Gott. Und vielleicht können wir mithelfen, dich in den Herzen der anderen Menschen auferstehen zu lassen. Mit fast jedem Herzschlag wird mir klarer, dass du uns nicht helfen kannst, sondern dass wir dir helfen müssen und deinen Wohnsitz in unserem Inneren bis zum letzten verteidigen müssen. Je mehr Etty davon erfüllt wird, notleidenden Menschen zu helfen, vertrauen sie sich ihr an, - umso mehr möchte sie in anderen entzünden, was in ihr zu brennen begonnen hat:

„Mein Gott, man muss dich in den Herzen der anderen aufspüren. Man muss den Weg zu dir im anderen freilegen. - Manchmal kommen mir die Menschen vor wie Häuser mit offenstehenden Türen. Ich gehe hinein, sehe mich in den Gängen und Zimmern um. - Man sollte aus jedem Haus eine Wohnung machen, die dir geweiht ist, mein Gott. Und ich verspreche Dir, (ja) ich verspreche Dir, dass ich in so viel Häusern wie möglich Wohnung und Unterkunft für Dich suchen werde. Es gibt so viele leer stehende Häuser, in denen ich Dich als Ehrengast unterbringe.“

Die Bibel berichtet oft vom Wunder einer Wandlung, durch die einstmals von „Dämonen“ Besessene wirksame Boten Jesu wurden.

Glauben Sie, dass Gott schon einmal eine Wohnung in anderen bezogen hat, die Sie ihm dort bereitet haben?

Haben Sie es schon einmal versucht, täglich eine halbe Stunde einfach nur still zu sein, damit Gott den Raum Ihrer Seele und die Stille Ihres Herzens betreten und erfüllen kann?

Theo Schneider SJ