Geistlicher Impuls zum Karfreitag

Kreuzverehrung

Das Evangelium und andere Texte für den heutigen Tag finden Sie in der Online-Kalender-Version des Schott-Messbuches der Erzabtei in Beuron.

 

IMPULS

Gestern am Gründonnerstag hat Jesus im letzten Abendmahl und in der Fußwaschung vorweggenommen und ausgedeutet, was sich heute real in mörderischer Konsequenz vollzieht, seine Hingabe am Kreuz als Sterben für uns.

Das Johannesevangelium spricht von Jesu „Erhöhung“. Damit will es zweierlei zugleich ausdrücken. Einerseits wird Jesus am Kreuz hoch aufgehängt wie ein Verbrecher und getötet durch langsames, qualvolles Ersticken. Und zugleich vollziehen sich darin andererseits die Thronbesteigung Jesu und die Verherrlichung Gottes.

Für Johannes zeichnet sich also schon am Kreuz ab, was erst noch geschehen wird: die Erhöhung als Auferweckung und Himmelfahrt Jesu und Offenbarwerden der Herrlichkeit Gottes. Das können nur die Augen des Glaubens sehen. Im Vordergrund bleibt das mörderische, furchtbare Geschehen. Und das sehen wir auch zuerst, wenn wir ein Kruzifix anschauen, an dem der gequälte Christus hängt. Zeichen für das, was wir Menschen uns immer wieder antun. Zeichen all der Verbrechen der Menschheit.

Aber in der unsichtbaren Innenseite dieses Geschehens vollzieht sich genau das, was Jesus am Gründonnerstag schon getan hat: die Liebe, die bis zum Äußersten geht und sich verschenkt und die siegt über alle Verbrechen. Darum verehren wir heute das Kreuz.

Darum bringen wir alle Not der Kirche und der Welt vor ihn. Und das tun wir im Vertrauen, dass auch unsere gegenwärtige Not darin Gottes Solidarität, seinen Beistand und die Erlösung findet.

Thomas Gertler SJ