Weihnachten in und um Sankt Michael V
Uuups, beinahe das Jesukindlein vergessen! Kindergottesdienst in St. Nikolai.
Am zweiten Weihnachtsfeiertag gibt es immer einen Kindergottesdienst - in diesem Jahr in unserem vorübergehenden Domizil in St. Nikolai. Passt aber auch irgendwie zum Fest, denn die heilige Familie feierte ja auch nicht zuhause in Nazareth sondern im fernen Bethlehem.
Die Kirche sah merkwürdig unordentlich aus: Vor dem Altar stand eine knallrote Mülltonne und ein Berg von gebrauchtem Geschenkpapier. Aber in der Katechese wurde deutlich, was es damit auf sich hatte. In einer Geschichte wurde nämlich erzählt wie eine nicht allzu fromme Familie Geschenke auspackte - es gab jede Menge davon unter dem Tannenbaum! Die Kinder hatten sich
Autos und Puppen gewünscht. Aber als man die Geschenke der Reihe nach auspackte wurden die Gesichter der beiden Kinder in der Geschichte immer länger: Da war ein Schaf dabei, dann ein schwarzer Mann in königlichen Gewändern, dann ein Hirte, eine junge Frau... Natürlich wussten die Kinder im Gottesdienst sofort was all diese ausgepackten Geschenke ergeben würden, aber die Familie in der Geschichte hatte keine Ahnung, was das Ganze sollte. Was waren das für komische Geschenke. Und so stopften sie das viele Geschenkpapier in die Mülltonne!
Im Laufe der Festtage bekam die Familie Besuch. Auch eine christliche Familie kam vorbei. Und das Kind dieser Familie merkte sofort, dass bei der Figurensammlung etwas fehlt: Das Jesukindlein! Wo war es? Hatten die Krippen-Schenker ausgerechnet das Jesukindlein vergessen? Oder hatte man - was für ein furchtbarer Gedanke! - etwa das Jesuskind gar übersehen und mit dem Geschenkpapier womöglich in die Mülltonne geworfen? Schnell räumten die Kinder die rote Tonne wieder leer und tatsächlich: Ein Junge fand, schön eingepackt, das Jesukindlein! Jetzt war die Krippe komplett, jetzt war Weihnachten komplett!
Mag sein, dass man im richtigen Leben das Jesuskind nicht gar so grausam übersieht oder entsorgt. Aber wenn in England an Schulen aus (falscher?) Rücksicht auf Muslime Jesus in den Krippenspielen an Schulen nicht mehr vorkommen darf oder wenn der Gottesbezug aus den Verfassungen Europas nicht mehr passend erscheint, dann ist das zwar eine etwas feinere Art den christlichen Glauben "draußen" zu halten, der freilich den selben Effekt hat wie in der Geschichte.
Im Gottesdienst wurden viele Weihnachtslieder gesungen, die Richard Gräve auf dem E-Piano begleitete. Das Jesukind war gefunden worden, Weihnachten war gerettet worden. Denn dieses Fest wird nicht unter'm Baum, sondern an der (vollständigen) Krippe entschieden.
Übrigens: Muslime haben keine Probleme mit dem Jesuskind, nicht einmal mit der Jungfrauengeburt durch Maria, denn diese wir im Koran ebenso erwähnt wie in der Bibel...