Start des Patroziniums mit einer feierlichen Vesper
Choralschola Cantando Praedicare et populus S. Michaelis "in Dedicatione S. Michaelis Archangeli"
Mit einer feierlichen (ersten) Vesper und den gregorianischen Choralgesängen der Schola Cantando Praedicarestartete am Samstagabend das diesjährige Patrozinium von Sankt Michael. Den Beterinnen und Betern wurde ein umfangreiches Libretto geboten, das alle Texte in deutscher und lateinischer Sprache enthielt. Zusätzlich gab es Informationen über das Weihefest der heiligen Erzengels Michaels, den gregorianischen Choralgesang sowie die Göttinger Choralschola Cantando Praedicare. Informationen über die Musik und das Anliegen finden Sie auch hier.
Die Ordnung der Vesper unterscheidet sich von der normalen, auch den musikalischen Vespern in Sankt Michael, zugrunde liegendem Ablauf. Nach der Eröffnung folgt nicht der Hymnus, sondern der erste Psalm (Ps 110), dann der zweite Psalm (Ps 111), der dritte (Ps 111 Forts.) und schließlich der vierte Psalm (Ps 113). Alle vier Psalm sind von einer Antfon eingerahmt, die auf das Engelfest Bezug nimmt. Der Rezitation der Psalmen schließt sich dann die Lesung - gesungen von Malte Bartels - an, auf das wiederum das Responsorium und die Predigt folgt. Erst jetzt folgt der Hymnus, abgerundet von einem kleinen Versikulum. Jetzt ist man wieder im gewohnten Fahrwasser - es folgen Magnificat, Fürbitten (gesungen von Mitgliedern der Schola), Vater Unser, das Tagesgebet und der Segen. Nach dem Abschluss zog das liturgische Personal gemeinsam in die Marienkapelle, um dort das Salve Regina zu singen.
Informationen aus dem ausgeteilten Libretto über Gregorianik, das Fest und Cantando Praedicare:
Das Weihefest des heiligen Erzengels Michael
Das biblische Wort für Engel bedeutet „Bote“: Nach Hebr 1,14 sind die Engel Geister, die im Dienst Gottes stehen und die er denen zu Hilfe schickt, die gerettet werden sollen. Im Alten Testament werden die Engel auch als „Heilige“ oder als „Söhne Gottes“ bezeichnet. Unter ihnen werden die Kerubim und die Seraphim besonders hervorgehoben. Einzelne werden mit Namen genannt: Michael („Wer ist wie Gott?“), Gabriel („Kraft Gottes“ oder „Held Gottes“), Rafael („Gott heilt“).
Der hl. Michael ist der Fürst über die himmlischen Heerscharen; als Anführer der guten Engel bestand er den Kampf gegen Luzifer und seinen Anhang. Er war zum Beschützer des auserwählten Volkes bestimmt (Dan 10, 13 u. 12,1) und wird auch als Schutzpatron Deutschlands verehrt. Die Kirche rut ihn als Schutzherrn in den (inneren und äußeren) Kämpfen mit den Feinden Christi an; er ist Anführer und Vorbild der Streiter Christi.
Die Verehrung des hl. Erzengels Michael ist in der Kirche uralt. Schon Kaiser Konstantin der Große erbaute ihm zu Ehren beim Vorgebirge Hestiä am Bosporus eine Kirche.
Das heutige Fest war ursprünglich der Jahrestag der Weihe der Michaelskirche an der Via Salaria in Rom. Mit Michael zusammen werden jetzt auch Gabriel und Rafael gefeiert, die im früheren Kalender eigene Feste hatten (24. März und 24. Oktober).
(Zit nach: Schott Meßbuch, Ausgaben 1974 und 1936)
Die Übersetzung der Psalmen und des Canticum beruht auf der Übersetzung von Dorothea Schütz (Psalter – aus dem Griechischen übersetzt von Dorothea Schütz, München 1999). Die übrigen Übersetzungen stammen von Malte Bartels unter Verwendung der Einheitsübersetzung sowie dem „Römischen Brevier in deutscher Sprache“ von Ferdinand Janner (Regensburg, 1890).
Für die Übersetzung des Hymnus gilt mein besonderer Dank Herrn Dr. Waldemar Könighaus, Akademie der Wissenschaften zu Göttingen.
Der Gregorianische Choral ist der einstimmige, unbegleitete, liturgische, d.h. gottesdienstliche Gesang der christlichen Kirche des Abendlandes in der lateinischen Originalsprache. Im engeren Sinne versteht man unter dem Begriff die Gesänge, die in den Quellen des 10. bis 12. Jh. überliefert wurden.
Der Gregorianische Choral ist zugleich die älteste schriftlich überlieferte und noch heute praktizierte Musik West- und Mitteleuropas. Die Entstehung des Kernbestandes der Melodien fällt in die Zeit zwischen 750 und 850. Der Name, der erst nach 800 gebräuchlich wurde, bezieht sich auf Papst Gregor den Großen († 604).
Die Göttinger Choralschola „cantando praedicare“ ist 1995 als Neugründung aus der Schola St. Paulus in Göttingen hervorgegangen. Sie hat in der katholischen Gemeinde Sankt Michael ein Zuhause gefunden, in der einmal im Monat eine Hl. Messe mit dem gregorianischen Proprium des Sonntags gefeiert wird. Außerdem singt die Schola regelmäßig Teile des Stundengebets (z.B. Vespern im Advent und an Heiligenfesten, die Kar- oder Trauermetten an den Kartagen) und bemüht sich, die Schönheit des Gregorianischen Chorals im geistlichen Konzert zu vermitteln. Die Interpretation der Gesänge geschieht auf der Grundlage der Gregorianischen Semiologie, der Wissenschat, welche die ältesten, linienlosen Notationen aus dem 10. Jahrhundert, die paläographischen Neumen, auf ihre Bedeutung bezüglich der Auführungspraxis hin untersucht.
Das aus Laiensängern bestehende Ensemble ist mit Frauen- und Männerstimmen besetzt. Das entspricht der historischen Situation, denn das Erklingen der Gesänge im Oktavabstand läßt sich aus den Lebensregeln der mittelalterlichen Klöster ableiten.