Spiritual Care - eine Aufgabe der Medizin und anderer Gesundheitsberufe
Kompetente Infos über ein spannendes Grenzgebiet von Prof. med. Eckhard Frick SJ
Laut Veranstaltungsinfo definiert die Weltgesundheits-organisation WHO das spirituelle Wohlbefinden als integralen Bestandteil der Lebensqualität des Menschen. Nur was ist "Spiritualität"? Laut Eckhard Frick SJ geht das Wort auf den Apostel Paulus zurück, der es wie einen Boomerang ausgeworfen hat - jetzt kommt es, natürlich in seiner Bedeutung verändert, zurück. Während er früher gleichsam in Besitz der religiösen Elite war (Klöster, Klerus), ist er jetzt fast völlig von den Laien übernommen. Während er früher ein eng gefasster Fachbegriff war, ist er heute mehr als diffus. Und so ist "Spiritualität" heute gleichzeitig ein altes und neues Wort, ein weiter und enger Begriff.
Lauf E. Frick gilt es zwei Straßengräben zu vermeiden: Der fundamentalistische Straßengraben, der Spiritiualität wie Arznei versteht und Fürbittgebete wie Pillen. Vielleicht ist dies die Gefahr in Regionen wie Afrika oder Lateinamerika. In Europa droht dagegen eher das Gegenteil: Der aufgeklärte Zeitgenosse blendet Spiritualität und das Bedürfnis danach völlig aus und vertraut allein auf die (Schul-) Medizin.
Die Methoden in Sachen Spiritual Care haben sich sehr gewandelt. So ging P. FitzGibbon SJ in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts noch davon aus, dass der Tod des Körpers zwar schlimm, aber der Tod der Seele weitaus schlimmer wäre. Wie aber sollte das Pflegepersonal Erste Hilfe in Sachen Rettung vor der drohenden Hölle leisten? P. FitzGibbon erarbeitete ein Kärtchen, dass jede Krankenschwester bei sich tragen konnt, für den Fall eines Falles... Die Methoden und Ansichten über den Tod haben sich geändert, aber die Fragestellung ist immer noch da: Wie kann dem Menschen in spiritueller Not geholfen werden? E. Frick spricht sich für ein Mit- und Ineinander von physischer, emotionaler, sozialer und spiritueller Sorge um den Patienten auf der Palliativstation aus. Dabei darf man die einzelnen Bereich nicht zu früh den Fachleuten überlassen, vielmehr muss jede Ärztin und jeder Pfleger ein Minimum an Erfahrung und Wissen in allen Bereichen mitbringen. Auch der selbsterklärte Atheist darf es sich hier nicht zu einfach machen und sich einfach dispensieren.
Spiritual Care muss vorsichtig, aber auch proaktiv betrieben werden. Es gilt aktiv ein Angebot, eine Ansprechbarkeit zu signalisieren. Man darf nicht warten, bis der Patient von sich aus das Thema anspricht.
Eckhard Frick demonstriert wichtige Aspekte anhand von drei C.G. Jung Zitaten. Er beschreibt die Spannung zwischen Geburt und Tod als eine mathematische Parabel: Wie ein Pfeil, den man hochschießt steigt das Leben zunächst an, erreicht den Zenit um die Lebensmitte, ehe der Pfeil dann nach unten geht. So entsteht eine Bogen förmige Bewegung. Die unerlösten Muster sind jetzt einerseits, dass ein Mensch nicht wirklich in das Leben "hinaus" will und anderseits, dass er seinem Zenit ständig nachtrauert und nachschaut.
Der Sprecher der Palliativseelsorge Ulrich Domdey hatte in den Abend eingeführt, Annette Stechmann - Initiatorin der Veranstaltungsreihe LebensKunstSterben leitete den abschließenden Frageteil und beschloss den Abend. - P. Eckhard Frick SJ wird morgen im Rahmen der Fastenpredigten erneut zu hören sein. Am Samstag, 3.3., um 18:30 Uhr spricht er in der Michaelskirche zum Thema "Zerstörung des Körpers - Auferstehung des Leibes".