Reformationsgottesdienst in Sankt Albani
Evangelische Christen in Göttingens ältester Kirche feiern den "heiligen Alban" - dürfen die das?
Heute feiern die evangelischen Christen das Reformationsfest: man gedenkt der Initialzündung durch den damaligen Mönch Martin Luther, die dann zum Flächenbrand mutierte und die religiöse Landkarte in Europa bis heute veränderte. Mitten in Deutschland verläuft die Wasserscheide: im Norden und Osten dominiert das evangelische Bekenntnis, im Süden und Westen der Katholizismus. Sonderfälle wie die pietistischen Schwaben oder die katholischen Eichsfelder bestätigen die Regel.
In Göttingens ältester Kirche konnte Pfarrer Hausschild ein gut gefülltes Kirchenschiff begrüßen. Der Gottesdienst war einfach und klar, nüchtern potestantisch ohne Gedöns. Allerdings auch nicht polemisch: keine Abrechnung mit der katholischen Kirche oder der Heilgenverehrung.
Im Gegenteil: Pastor Hausschild warf die selbstkritische Frage auf, wieso sich Sankt Albani immer noch so nennt? Müsste man als evangelische Gemeinde nicht zumindest das Sankt vorne wegstreichen? Wer war Alban?
Der Prediger klärte auf: Alban war ein Mönch zu Beginn des vierten Jahrhunderts, der das heimatliche Italien mit seinen Sicherheiten verließ, um im damals fast völlig heidnischen Germanien zu missionieren. Er hatte keine Sicherheiten - nur das Wort Gottes. Und das genügte ihm. Und viele andere beeindruckte er mit dieser Begnügsamkeit, dieser Reduktion auf das Wort Gottes. Und deshalb erkoren Menschen späterer, mittelalterlicher Jahre ihn zum Heiligen und schmückten seine Vita mit Legenden aus. Insofern - aber diesen Schluss überließ Pfarrer Hausschild schon den Zuhörern - war Alban eine Art Protestant, der allein durch das Wort lebte und wirkte.
Zum Abschluss sangen die Gekommenen (natürlich) noch Eine feste Burg ist unser Gott. Aber wenn man den Text dieses von Luther gedichteten Liedes nach Psalm 46 genau liest - da kann man als Katholik eigentlich auch gut mitsingen. So wie man bei dem ganzen Gottesdienst gut dabei sein konnte.