Präsentation des weiterentwickelten Entwurfs vor PGR und KV - Teil 2
"Dem Licht Raum geben!" Das Architektenbüro Soan erläutert ihr modifiziertes Modell
Nach einer Mittagspause – Sylvio Krüger hatte Brötchen und Kuchen besorgt! – begann der zweite Teil des Programms. Zunächst präsentierten die Soan-Architekten via Powerpoint- Präsentation bisher von ihnen gestaltete Profan- und Sakralräume. Sogar in Afrika war Soan tätig gewesen: dort hatten sie einen Kindergarten mit einer Vorschule gebaut. In für uns erreichbarer Nähe liegt die Cella St. Benedikt in Hannover, einem Ableger des Benediktinerklosters Meschede im Sauerland. Das Wort Soan kommt aus dem Japanischen und deutet schon ein Stilelement der Architektengruppe an (insgesamt verfügen sie über zehn Mitarbeiter): Klare Formen, edle, bewusst ausgewählte Materialien und starke Betonung des Lichts ist ihnen wichtig.
Nach dieser eher allgemeinen Vorstellung ihrer Arbeit und ihrer Prinzipien wurde es dann konkret: Herr Hülsmann und Herr Bolländer hatten ein Modell auf Basis des Siegerentwurfs gebaut, das sehr gut half sich die neue Kirche vorzustellen. Auch die mitgebrachten Materialien wie Alabaster- oder Fußbodenscheiben machten vieles konkreter.
Der in der Kirche ausgestellte Entwurf sei bewusst kein fotorealistischer Entwurf gewesen, so Soan. Das jetzige Modell konkretisierte jetzt den Erstentwurf. Neu waren demgegenüber die Kurzbänke, die leichter zu transportieren sind. Die Grundbestuhlung wird somit aus Bänken mit insgesamt 154 Plätzen bestehen, die dann mit Stühlen problemlos aufgestockt werden können. Das den Entwurf kennzeichnende Material sind die Alabasterscheiben, die fugenlos auf Glas aufgeklebt werden sollen. Dadurch soll viel Licht in die Kirche strömen können. Soan brachten ihre Absicht so zum Ausdruck: „Dem Licht Raum geben.“
Nach der Präsentation war dann Gelegenheit Fragen zu stellen. Ein Fragekomplex betraf das vorhandene Inventar: Was kann weiter verwendet werden, was nicht? Und: Was passiert mit den Sachen, die nicht weiter verwendet werden? Soan deuteten Gesprächsbereitschaft an: Es gibt Dinge die sie durchaus weiterzuverwenden gedenken (genannt wurde z.B. der Osterleuchter, die Michaelsfigur oder der Kreuzweg). Andere Sachen, besonders die Prinzipalien würden sich dagegen nicht mit ihrem Konzept vereinbaren lassen, besonders Ambo, Altar und Taufbrunnen. Herr Bolländer drückte den Unterschied so aus: Die jetzige Kirche erzählt viele verschiedene Geschichten. So erzählt der Ambo mit seinen figürlichen Darstellungen die Geschichte vom Sämann, das Altargitter das Gleichnis vom Weinstock, usw. Demgegenüber soll die neue Kirche in seinen Einzelteilen eine Geschichte erzählen. So harmonieren bei ihnen Ambo und Altar, fügen sich Wortgottesdienst und Eucharistiefeier in ihrer „L“-Form aneinander.
Die geplante – und von so manch Leserbrief beklagte – Reduzierung bietet auch Chancen, da das Wenige umso leuchtender hervortritt. Außerdem ist es auch jetzt schon in Sankt Michael üblich Kunstgegenstände zeitweise, passend zur liturgischen Zeit, betont zentral aufzustellen (aber dann auch wieder zu entfernen). Dieser Freiraum für Sylvio Krüger soll auch künftig vorhanden sein.
Eine andere Form, wie Kontinuität zwischen Alt- und Neu- Sankt Michael gewährleistet werden kann besteht in der Einschmelzung und Weiterverwendung von Materialien, etwa einzelner Bronzeteile. Freilich ist dies ein sehr sensibles Feld und man müsste ein solches Unterfangen rechtzeitig angehen, etwa das Einverständnis des Künstlers (in diesem Fall: Josef Baron) unbedingt vorher einholen. Auch in technischen Fragen, wie dem künftigen Boden oder der Heizung hatte sich Soan schlau gemacht und konnte Zuversicht verbreiten. Dass es auch in finanzieller Hinsicht Anlass zur zuversicht gibt, deutete Bistumsbaumeister Norbert Kesseler an und sorgte damit besonders beim Kirchenvorstand für Erleichterung.
Insgesamt lag über dem Tag eine Stimmung der Erleichterung bei allen Beteiligten. Man spürte sogar Aufbruchsstimmung. Der Argwohn gegenüber dem Anderen (Gemeinde versus Architekten und umgekehrt) konnte abgebaut werden, Eis ist geschmolzen, aus dem befürchteten Gegeneinander scheint ein Miteinander zu werden. Freilich liegt es jetzt an den Gremien KV und PGR den jetzigen, modifizierten Entwurf erst noch zu ratifizieren. Der heutige Tag hat dazu Mut gemacht und Hoffnung dahingehend keimen lassen, dass am Ende eine Lösung präsentiert werden kann, der (fast) alle zustimmen können.
Gegen 15:15 Uhr konnte der Moderator Stephan Tschiersch das Ende des Treffens verkünden. P. Hösl SJ bedankte sich bei allen für das Kommen und die konstruktive Mitarbeit. Dank auch an alle, die für Kaffee, Brötchen und Kuchen für eine tolle Atmosphäre sorgten, schließlich lebt der Mensch nicht nur vom Wort allein…