Ökumenischer Neujahrsgottesdienst der ACK in St. Johannis
Predigt von Dechant Wigbert Schwarze - Musik u.a.: Kantate Nr. 5 aus J.-S. Bachs Weihnachtsoratorium
Das neue Jahr beginnt in Göttingen seit langer Zeit mit einem feierlichen und ökumenischen Gottesdienst der ACK (Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen). Deren Vorsitzender, Superintendent Friedrich Selter, begrüßte nach dem Einzug der Mitwirkenden das voll gefüllte Kirchenschiff. Nach einem Gemeindelied sprach Pfr i.R. Rudolf Schmidt das Kollekten- (oder Tages-) Gebet. Dieter Kreibaum, Pfarrer der Göttinger Baptisten steuerte die Lesung aus dem AT bei. Statt des Glaubensbekenntnis las sein reformierter Kollege Michael Ebener aus Anlass des 450sten Jubiläums des Heidelberger Katechismus aus eben diesem die Frage und Antwort Nr. 21 vor. Demnach ist "wahrer Glaube nicht allein eine gewisse Erkenntnis", sondern "auch ein herzliches Vertrauen", das "allein um des Verdienstes Christi willen" berechtigt ist.
Jetzt folgte der musikalische Hauptteil des Gottesdienstes: die 5. Kantate des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach, das erstmals derzeit auf verschiedene Gottesdienste verteilt von der Göttinger Stadtkantorei unter der Leitung von Kantor Bernd Eberhardt gespielt und gesungen wird. Fast 45 Minuten sangen Chor und Solisten über die Ankunft der Weisen bei König Herodes. Den sechsten Teil des Oratoriums gibt es übrigens am Dreikönigstag in St. Nikolai zu hören!
Die Predigt hatte in diesem Jahr Dechant Wigbert Schwarze übernommen, der die Jahreslosung aus Hebr 13,14 auslegte: Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir. - Dabei zitierte er den Silvesterklassiker Dinner for One mit seiner Same Procedure than every Year. Das sei eben bei Christen nicht so! Vielmehr weiß sich der Christ unterwegs zur eschatologisch bleibenden Stadt, dem himmlischen Jerusalem. Christen hätten also "glänzende Aussichten", so Wigbert Schwarze, ein Wort des aus Göttingen stammenden Regens Christian Hennecke, Hildesheim. Das bedeutet freilich für die Kirchen auch die Selbstverpflichtung stärker nach vorne zu schauen. Nach Wigbert Schwarze schauen die Kirchen zu sehr zurück auf die vermeindlich glorreichen Zeiten, anstatt sich der Gegenwart zu widmen und das große Ziel, die Zukunft, in Blick zu nehmen. Die Krippe muss vom Ziel, dem auferstandenen Christus her gesehen werden, "sonst bleibts beim heidnischen Heidschi Bumbeitschi", so der Dechant.
Das Fürbittgebet hatte wieder Ulrike Saul mit Helfern übernommen. Zum Abschluss segnete Friedrich Selter die Christen. Am Ausgang wünschten dann alle Mitwirkenden den gekommenen GottesdienstbesucherInnen ein gesegnetes neues Jahr.