Neue Praktikanten für Neumariahilf und Gemeinde Sankt Michael

Moritz Kuhlmann und Björn Schulze bereichern die Jesuitenkommunität

 

 

„Nach der Klingel gehen“ - Moritz Kuhlmann, derzeit in Neumariahilf, stellt sich vor:

„Piiiiep … Piiiiep … Piiiiep“.
Das Rufsignal, mit dem die Kranken eine Krankenschwester oder einen Krankenbruder herbeirufen können, ist auf der ganzen Station laut und deutlich zu hören. Ertönt das Signal, leuchtet an der Tür des Zimmers, in dem der Ruf ausgelöst wurde, ein Lämpchen auf. Wir Pflegende reagieren sofort. Im Jargon heißt es „nach der Klingel gehen“. Eigentlich gehen wir ständig nach der Klingel, denn die Kranken rufen uns nicht im Notfall, sondern im Normalfall. Mittlerweile höre ich die Piiiiep-Klingel nicht nur, wenn ich auf der Station bin. Ich höre sie auch „zuhause“, in der Jesuitenkommunität von St. Michael, beim Lesen, beim Schlafen, … Dabei bin ich gerade einmal eine Woche im Dienst.
Seit 02. Januar mache ich ein Krankenpflegepraktikum in Neu-Mariahilf. Ich heiße Moritz Kuhlmann und bin seit September 2013 Novize des Jesuitenordens. Vor meinem Eintritt in das Noviziat habe ich einige Semester Theologie und Philosophie in Frankfurt studiert. Mein Abitur machte ich in Berlin, wo meine Familie auch jetzt noch wohnt. Bis meine Eltern sich nun schon für längere Zeit in Berlin niederließen sind wir viel umgezogen. Los Angeles, Hornbach, Zweibrücken, Homburg, New York, Homburg und Berlin sind die Stationen, die ich in meinen 23 Jahren miterleben durfte. Mit Göttingen verbindet mich, dass es die Geburtstadt meines Vaters ist.
Wer Ordensmann lernen will muss Dienen lernen, dachte sich wohl Ignatius von Loyola als er die Krankenpflege zu einem festen Bestandteil der Prüfungszeit für angehende Jesuiten machte. Die Krankenpflege erlebe ich tatsächlich als eine einfache und echte Weise des Dienens. Ich staune, was Krankenpfleger leisten, es ist eine harte Arbeit.
Mir stellt sich in meinem Dienstpraktikum vor allem eine Frage, die soetwas wie mein Notenschlüssel geworden ist: Christen sind doch Seelsorger, und Ordensmänner machen sich das Seelsorgersein sozusagen zum Hauptberuf. Nun mache ich mich also auf dem Weg, hauptberuflich Seelsorger zu sein und was ich bin ich nun? – hauptberuflich Krankenpfleger. Genau hier liegt für mich die zentrale herausfordernde Spannung meines „Experimentes“, wie wir Jesuiten diese Art von Praktikum nennen: Wie kann ich gegenüber den Patienten als Krankenpfleger eine klar definierte Rolle haben, ihnen also „professionell“ begegnen, und zugleich als Seelsorger von dieser Professionalität und diesem asymmetrischen Rollenverhältnis weg auf eine Augenhöhe kommen, ihnen also „menschlich“ begegnen? Mir scheint dies ein Grundproblem zu sein, wenn menschliche Seelsorge zum professionellen Beruf wird.
Das Krankenpflegepraktikum ist Teil des Noviziates, also ein Bestandteil der Prüfung für mich und für den Orden. Meine Prüfung besteht darin, herauszufinden, von welchem Zimmer aus Gott mich ruft, an welcher Tür das Lämpchen blinkt, von wo aus das Rufsignal ergangen ist. So ist das ganze Noviziat eigentlich ein „nach der Klingel Gottes gehen“.

Vom Hof der Hoffnung nach Sankt Michael – Björn Schulze stellt sich kurz der Gemeinde vor:

Liebe Gemeinde,
mein Name ist Björn Schulze, ich komme ursprünglich aus Braunschweig und darf für drei Monate bei Ihnen als Praktikant zu Gast sein. Ich bin 35 Jahre alt, habe eine ältere Schwester, den Beruf des Sozialversicherungsfachangestellten gelernt und das Abitur auf dem zweiten Bildungsweg nachgeholt.
Eine besondere Erfahrung war es für mich, ein Jahr zusammen mit drogenabhängigen Menschen auf einem sogenannten „Hof der Hoffnung“ in der Nähe von Berlin zu leben. Diese Zeit hat mich sehr geprägt.
Seit eineinhalb Jahren studiere ich für das Bistum Hildesheim Theologie im Priesterseminar St. Lambert in Lantershofen (Rheinland-Pfalz). Im Rahmen des Studiums mache ich jetzt dieses Schul- und Gemeindepraktikum. Ich freue mich sehr auf die nächsten gemeinsamen drei Monate.