Mit 66 Jahren ist noch lange nicht Schluss!
Start des neuen Projekts GOTTESDIENSTE IN DEN SENIORENHEIMEN - erster Erfahrungsbericht
Aller Anfang ist schwer, bringt ein Sprichwort unserer Erfahrung in's Wort. Doch nicht immer verhält es sich so. Zu unserem ersten Wortgottesdienst fuhren wir am Dienstag, den 19.Juli in das Seniorenzentrum. Wir hatten uns sorgsam vorbereitet. Dennoch fühlten wir eine gewisse Anspannung und vor allem Neugierde, wie alles werden wird; wie wir den Mehrzweckraum wohl antreffen; wie viele Gottesdienstteilnehmer kommen werden; wie sie reagieren werden?
Zeitig brachen wir auf, den Raum für die Andacht herzurichten. Wir staunten nicht schlecht, als wir einen bereits mit weißen Tuch gedeckten und mit Kreuz, Kerzen und Sonnenblumen geschmückten Tisch vorfanden. Auf ihm lagen zu unserer Freude vom Haus gestiftete neue Gebet- und Gesangbücher. Auch den Raum hatten Betreuerinnen aufgeräumt, rollbare Materialschränke in die benachbarte Küche gefahren und ein Radio mit CD-Player bereitgestellt.
Und dann kamen unsere Senioren, aufmerksam geworden durch Aushänge auf allen Stationen. Teils noch rüstig, teils im Rollstuhl hergebracht setzten sich etwa fünfzehn TeilnehmerInnen um einen großen, ovalen Tisch, auf dem nun zusätzlich Gottes Wort und Lebensbrot ruhten.
Eingangs lenkten wir zur Hinführung auf den Gottesdienst den Blick auf die Sonnenblumen mit ihrer dunklen Mitte und ihrem Strahlenkranz aus Blütenblättern. Ein Spiegelbild der Sonne mit der erstaunlich bewundernswerten Eigenschaft, sich immer nach der Sonne zu drehen, den ganzen Tag mit ihrem Kopf den Verlauf der Sonne zu verfolgen und das Gute, das Licht und die Wärme aufzufangen. Ohne Sonne kann sie nicht wachsen und reifen. Wir Menschen vergleichen Gott oft mit der Sonne. Von ihm erhalten wir Licht und Wärme, Liebe und Kraft, eben Leben. „Machen wir es wie die Sonnenblume“, so lautete daher unsere Einladung an die Gottesdienstbesucher. „Wenden wir uns zu Beginn des Gottesdienstes voll Vertrauen Gott zu. Er weiß, was wir brauchen.“
Daran schlossen sich ein Eröffnungsgebet, Lied und das Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen an (Mt. 13, 24-43). Darin warnt Jesus davor, voreilig alles Unkraut auszurotten. Vielmehr ermutigt er, Geduld zu haben mit uns selber und anderen und abzuwarten, bevor wir urteilen, vernichten und herausreißen. Geht mit euch und anderen vorsichtig und liebevoll um. Auch mit den unangenehmen Seiten. Sie sind da. Sie gehören zu uns. Das ist nicht schön, aber so ist es nun einmal. Niemand ist perfekt. Bis zum Schluss glaubt Gott an uns. Erstaunlich welche Kraft Jesus dem Weizen zutraut, sich durchzusetzen und welches Vertrauen er in das Gute in uns und der Welt hat. Wir besitzen noch eine Chance.
Mit dem Lied „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ antworteten alle auf Gottes Wort. Bei den Fürbitten gedachten wir auch der in den letzten Wochen heimgerufenen Hausbewohner und veranschaulichten dieses Gedenken mit Teelichtern, die wir bei der Namensnennung anzündeten und um das Kreuz stellten.
Nachdem wir Gäste am Tisch des Wortes waren, folgte die Einladung Jesu zum Mahl. Gemeinsam sprachen wir das Tischgebet des Herrn, bevor wir die Kommunion austeilten.
Meditative Musik begleitete das persönliche Verweilen. Gemeinsames Dankgebet und Schlusslied rundeten die Andacht ab.
Tage später erfuhren wir, wie die Gottesdienstteilnehmer ihren übrigen Hausbewohnern von dieser
Wortgottesfeier erzählten; wie sie positiv angetan waren und sich angesprochen fühlten. Das hat uns Andachtsleiter verständlicherweise erfreut wie ermutigt, kommende Andachten möglichst anschaulich zu gestalten.
Dienstag, den 23.August erfolgt der nächste Schritt. Mit der Hausleitung vom Altenheim 'Phönix' sprechen wir über die dortigen Rahmenbedingungen unserer Andachten
(Elisabeth Nöske, Manfred Bayer)