Leipziger Allerlei: Impressionen aus einer aufblühenden Stadt
Citypastoral in einer Stadt mit nur 4% Katholiken und 14% Protestanten
Während in der Müncher Innenstadt eine imposante Kirche neben der anderen steht, muss man diese in Leipzig erst suchen. Selbst die beiden traditionsreichen Innenstadtkirchen, die Thomaskirche und die Nikolaikirche, entdeckt man nicht sofort. Hat man freilich erst einmal die Schwelle gefunden und überschritten eröffnen sich herrliche Räume.
Die weltberühmten Thomanerchöre sprechen auch kirchenferne Besucher an. Das kann man auch daran erkennen, dass die ganze Kirche komplett mit Bänken ausgestattet ist, um möglichst viele Besucher fassen zu können.
Auch die Nikolaikirche bietet viel Platz. Sie ist mit herrlichen Reliefs und Bildern geschmückt. Am Sonntag um 17:00 Uhr feiern auch die Katholiken in dieser Kirche eine Messe - sie haben sogar eine eigene Sakristei! Insofern gibt es auch in der Innenstadt einen katholischen Gottesdienst, wenn auch in einer evangelischen Kirche. Die Nikolaikirche war in der Wendezeit zum Friedensgebet brechend voll. Nach vielen eher mauen und lauen Jahren füllt sie sich wieder: Mit Mahngebeten gegen LEGIDA (dem Leipziger Ableger von PEGIDA). An St. Nikolai kann man übrigens gut die Wirkung von weißen Kirchbänken sehen: Von Kahlheit oder Kälte jedenfalls keine Spur.
Wenn auch keine katholische Kirche in der Innenstadt ist, so gibt es doch eine katholische Anlaufzentrale. In der Orientierung kann man in Kontakt kommen, Informationen über den Glauben und das religiöse Leben in Leipzig erhalten u.v.a.m. P. Hermann Kügler SJ und Sr. Susanne Schneider von den Missionarinnen Christi leiten die Einrichtung, zusammen mit Sr Paula Bickel und P. Bernd Knüfer SJ. Im Angebot sind therapeutische Beratung, Yoga- und Glaubenskurse, Taizegebet u.v.a. Wichtig ist dabei der gleich neben der Kontaktstelle eingerichtete Raum der Stille.
Neu und schrill ist das Paulinum, die Universitätskirche, von der bisher freilich erst die Außenfassade steht. Weiße Gothik meets futuristische Postmoderne in tiefem Blau. Innen wird allerdings noch gearbeitet und gehämmert.
Leipzig ist ein wirklich säkulares Pflaster, aber in der Innenstadt muss man das gar nicht so mitbekommen. Viele Studierende kommen aus dem Westen und finden sich in den Innenstadtgemeinden, so dass man meinen könne, die (katholisch-christliche) Welt sei doch ok. Richtig säkular wird es freilich erst, wenn man aufs Land rausfährt, wo keine Studenten oder Touristen sind.
Warum die neuen Bundesländer so säkular sind, darüber wird viel spekuliert. Fakt ist aber auch, dass innerhalb der ehemaligen DDR es ein frommes Nord-Südgefälle gibt, d.h. die südlichen Sachsen sind im Vergleich zu Mecklenburger noch relativ fromm. Ja man darf sogar feststellen: Von den Kirchenmitgliedern hat Sachsen den höchsten Kirchenbesuch in ganz Deutschland zu bieten.