Laudato si’, „hörendes Handeln“ und Überraschungen
Ein persönlicher Rückblick von Ingrid Stampa
„Lassen Sie sich überraschen!“ Dieser Aufruf stand am Ende meines kleinen Artikels, mit dem ich Ende August im Pfarrbrief von St. Michael über die „Zeit der Schöpfung“ informierte und auf zwei „Umwelt-Veranstaltungen“ aufmerksam machte, die wir als Laudato si’- Gruppe geplant hatten. Damals ahnte ich nicht, dass ich selbst überrascht werden würde,
Geplant war zum Abschluss des Umwelt-Monats die Aufnahme der Laudato si’-Gruppe in die Allianz für die Schöpfung des Bistums Hildesheim, die mit der Pflanzung eines Apfelbaumes alter Sorte besiegelt wird. Dies sollte in Bovenden auf dem Grundstück der St.-Franziskus-Kirche stattfinden, mit der wir uns bereits zusammengeschlossen hatten.
Pfarrer Haase entschied, den Baum aus praktischen Gründen möglichst nahe an die Grenze zum Nachbargrundstück der evangelischen Kirche zu setzen. Der spontane Kommentar aus unserer Gruppe, „Das könnte auch als ökumenisches Zeichen gedeutet werden“, löste aber in mir einen „Geistesblitz“ aus. Und von dem Moment an entfaltete die Sache eine überraschende Eigendynamik: Alles lief wie von höherer Warte aus gesteuert; ich war nur noch das Werkzeug durch „hörendes Handeln“.
Ich trug also dem ev.-luth. Pastor, Uwe Völker, meine Idee vor, nicht einen, sondern zwei Apfelbäume zu pflanzen, und zwar zwei verschiedene Sorten, die sich gegenseitig besonders gut befruchten, einen diesseits und einen jenseits der Grenze – als Zeichen für unser gutes ökumenisches Zusammenwirken zur Bewahrung der Schöpfung. Er war begeistert und begeisterte sofort auch seine Gemeinde für den Plan.
An dem Punkt galt es nun, auch die St.-Franziskus-Gemeinde zu bewegen, ebenfalls der Allianz für die Schöpfung beizutreten. Das gelang durch eine gut vorbereitete und zu meiner Überraschung mit spontanem Applaus bedachte Sonntagspredigt. Was dann geschah, hat mich nicht nur immer aufs Neue überrascht, sondern zutiefst beeindruckt: Ungeahnt viele freiwillige Helferinnen und Helfer fanden sich ein, die alle mit Fantasie und ganzer Hingabe ihre je eigenen Fähigkeiten und Begabungen einsetzten, um gemeinsam ein schönes Fest zu gestalten.
So wurde am 2. Oktober in der Bovender St.-Franziskus-Kirche das um zwei Tage vorgezogene Patronatsfest mit dem Erntedank und dem Beitritt aller zur Allianz verbunden. An der Eucharistiefeier in der reich geschmückten, bereits tags zuvor ausgebuchten Kirche nahmen neben den beiden Zelebranten, Pfarrer Haase und Pater Joos, auch Pastor Völker und der eigens aus Hildesheim angereiste Dr. Müßig teil. Der Tisch mit den Erntegaben war reichlich gedeckt mit „geretteten“ Lebensmitteln aus der Foodsharing-Gruppe von Sonja Weissteiner und extra für das Fest gekochten Marmeladen und Fruchtkonserven. Zur Baumpflanzung gesellte sich uns noch die ev.-ref. Pastorin Gabriele Persch zu.
Zum Abschluss gab es unter dem Festzelt auf der Wiese bei Sekt und Fruchtsaft und selbst gebackenen Donuts und Muffins reichlich Gelegenheit zu Gespräch und Austausch. Und aus Freude über die gelungene Aktion feierte die evangelische Kirche am folgenden Morgen ihren ökumenischen Erntedank-Gottesdienst nicht wie ursprünglich geplant auf dem Dorfplatz im Unterdorf, sondern auf der Wiese der St.-Franziskus-Gemeinde neben dem „katholischen“ Bäumchen… „Die Frucht des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Einheit…“ (vgl. Gal 5,22. Eph 4,3).
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