Glaubenskurs-Wochenende im Kloster Marienrode 07.-09. Februar 2020
Seit dem 15. Januar 2020 sind wir auf dem Weg: in einer Gruppe von sieben Teilnehmerinnen und Teilnehmern treffen wir uns seither einmal die Woche mit unserer Katechetin und unseren Katecheten, um im diesjährigen Glaubenskurs von Sankt Michael unseren Fragen nach den Grundlagen des (katholischen) Glaubens nachzugehen.
Die Beweggründe, warum wir uns für den Glaubenskurs entschieden haben, sind dabei recht unterschiedlich. Manche von uns möchten zum katholischen Glauben konvertieren und im Glaubenskurs die katholische Kirche kennenlernen. Andere fühlen sich bereits in der katholischen Kirche beheimatet und haben den Wunsch, als Erwachsene gefirmt zu werden, um damit die Verbundenheit zum Glauben und zur Kirche zu bekräftigen. Wieder andere möchten sich ganz allgemein mit dem Glauben auseinandersetzen, um für sich persönlich herauszufinden, welche Rolle der Glaube im eigenen Leben haben soll. Diese Vielfalt der Beweggründe und Interessen ist eine große Bereicherung für die Gruppe und die dadurch entstehenden Gespräche und Diskussionen.
Ein besonderer Höhepunkt unseres (bisherigen) Glaubenskurses war für uns das gemeinsame Wochenende im Kloster Marienrode vom 7. Bis 9. Februar 2020. Das Kloster liegt südwestlich der Stadt Hildesheim in einem hügeligen Waldgebiet. Das Klostergelände ist ein alter Gutshof, der dem ankommenden Besucher eine idyllische Atmosphäre bietet. Das Kloster kann auf eine lange und bewegte Geschichte zurückblicken, deren Anfänge auf das Jahr 1125 zurückgehen. In seiner heutigen Form – in der auch wir es erlebt haben – existiert es seit 1985, als Benediktinerinnen aus der Abtei St. Hildegard zu Rüdesheim-Eibingen das Klostergelände neu bezogen und das klösterliche Leben nach den Regeln des heiligen Benedikt neu belebten. Was dieses Leben beinhaltet, konnten wir als Besucher miterleben. Charakteristisch für das benediktinische Leben ist die Strukturierung des Tages durch die regelmäßigen Gebetszeiten, an denen auch wir Besucher von Beginn an teilnahmen. Kurz nach unserer Ankunft im Kloster begann unser Aufenthalt mit der Vesper (dem liturgischen Abendgebet) in der schönen Klosterkirche St. Michael. Nach dem gemeinsamen Abendessen im Speisesaal folgte dann das Komplet (Nachtgebet, „Schlussandacht“) in der Kapelle im Kreuzgang der Kirche. Abends hatten wir dann noch Zeit für Gespräche in der Gruppe, in denen es unter anderem um die Grundlagen des klösterlichen Lebens ging.
Der nächste Tag begann für uns etwas später als eigentlich im klösterlichen Rhythmus vorgesehen. Die Laudes (Morgenlob) um 5:30 Uhr besuchte keiner von uns – hier waren wir leider nicht so diszipliniert wie unsere Gastgeberinnen. Stattdessen starteten wir „erst“ um 7:45 Uhr mit der Heiligen Messe in den Tag. Nach dem Frühstück und einem weiteren Gespräch in der Gruppe folgten Mittagshore („Mittagsgebet“) und Mittagessen. Danach hatten wir Zeit für eigene Unternehmungen. Manche von uns erkundeten auf einem Spaziergang die sehr schöne Umgebung des Klosters. Am Nachmittag hatten wir die besondere Möglichkeit, mit Schwester Monica ins Gespräch zu kommen. Sie erzählte von ihrem Lebensweg und legte dar, warum sie sich für ein Leben im Kloster entschieden hat und was das Klosterleben für sie persönlich ausmacht. Diese Begegnung war für uns äußerst eindrucksvoll. Der Lebensweg von Schwester Monica war für uns durchaus auch überraschend – zumindest war er etwas anders, als man es vielleicht erwarten würde. Sie erzählte von ihrem Studium in Hamburg, ihrer Tätigkeit als Deutschlektorin an einer Hochschule in den USA, wo sie auch ihren Mann kennenlernte. Sie berichtete, wie sie zusammen mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern nach Schottland weiterreiste, wo sie in der Universitätsstadt St. Andrews lebte. Wir waren beeindruckt von Schwester Monica, die sehr offen von ihrem bewegten Leben berichtete. Sie beschrieb, wie sie sich nach gescheiterter Ehe für ein Leben im Kloster entschied. Diesen Wunsch, den eigenen Glauben intensiv zu leben, hatte sie schon lange begleitet. Ihre Söhne akzeptierten ihren Wunsch – mittlerweile kommen sie Schwester Monica von Zeit zu Zeit in Marienrode besu-chen. Schwester Monica berichtete ebenfalls vom Leben in der klösterlichen Gemeinschaft und von den zu leistenden Gelübden. Bei den Benediktinerinnen gehört dazu etwa die stabilitas loci – die dauerhafte Bindung an den Ort Marienrode.
Dass das Kloster Marienrode ein ganz besonderer Ort ist, konnten wir während unseres Auf-enthaltes erfahren. Wenn man in Marienrode ankommt, spürt man unmittelbar die Ruhe des Ortes – man kann selbst zur Ruhe kommen und sich besinnen. Die durch die Gebetszeiten vorgeschriebene Tagesstruktur entfaltet ebenfalls eine besondere Wirkung auf den Besucher. Irgendwann folgt man ganz automatisch diesem Rhythmus, kann seine eigenen Gedanken ordnen und sich ganz auf den Ort einlassen. Charakteristisch für einen Benediktinerorden ist ebenfalls die Gastfreundschaft, die der heilige Benedikt als Ordensregel festgeschrieben hat. Diese Gastfreundschaft konnten wir an vielen Stellen erfahren, vor allem in den vertrauensvollen und offenen Gesprächen mit den Schwestern und in der Teilnahme an den Gebetszeiten als Kernstück des klösterlichen Lebens in Marienrode. Auch als Gruppe sind wir an diesem Wochenende zusammengewachsen. Gestärkt können wir uns nun auf die weiteren Etappen des Glaubenskurses machen.
Verfasst von: Marius Glowsky