Geistliche Abendmusik unter dem Titel „Crucifixus etiam pro nobis“
Das Ensemble ProCant unter der Leitung von Stephan Diedrich bot am vergangenen Samstagabend Motetten zur Fasten- und Passionszeit aus insgesamt sechs Jahrhunderten von Marco Antonio Ingegneri (1535-1590) bis Rihards Dubra (*1964). Darüber hinaus gab es einen instrumentellen Kontrapunkt ...
Mit Annette John konnte eine ausgewiesene Spezialistin für Alte Musik gewonnen werden. Die Hochschuldozentin und Preisträgerin mehrerer Wettbewerbe ergänzte das a-cappella-Programm des Chores mit Werken für Blockflöte (Jacob van Eyck, Violeta Dinescu) und Viola da Gamba (Diego Ortiz, Johann Schenck, Carl Friedrich Abel).
Die Chormusik war in thematische Blöcke gegliedert. Zunächst begann der Chor mit kürzeren Motetten von ruhigem, meditativem oder mystischem Charakter, die den Aspekt der Anbetung (F. Gasparini: „Adoramus te, Christe“, M. Ingegneri: „O bone Jesu“, F. Feroci: „Vere languores“ und F. Liszt: „Ave verum“) in den Mittelpunkt stellen. Anschließend wurde das Kreuz selbst zum Gegenstand der Betrachtung (R. Dubra: „O crux ave“ und C. Mawby: „Crux fidelis“). In der folgenden „Missa brevis“ von A. Lotti wurden, der liturgischen Zeit entsprechend, Gloria und Credo bewusst ausgelassen. Im Licht der Fastenzeit gewannen die Begriffe „Schuld“, „Vergebung“ und „Erlösung“ im „Pater noster“ von P. Vasks eine besondere Bedeutung.
Ein weiterer Abschnitt war dem konkreten Passionsgeschehen gewidmet: Das nächtliche Beten am Ölberg (A. Brucker: „In monte Oliveti“, J. Padilla: „Tristis est anima mea“), der geschundene Körper des Hingerichteten (T. de Victoria: „O vos omnes“) , die Schmerzen der Gottesmutter (Z. Kodály: „Stabat mater“), das Gefühl der Gottverlassenheit und der Moment des Todes (M. Haydn: „Tenebrae factae sunt“). Hier wurde die Musik deutlich dramatischer und die Ereignisse der letzten Stunden im Leben Jesu wurden durch die Musik intensiv ausgeleuchtet. Als großer Abschluss erklangen das 8-stimmige „Crucifixus“ von Antonio Lotti und das hochexpressive „Christus factus est“ von A. Bruckner.