Firmung - Teil 1
"Ein Lump ist, wer mehr gibt als er hat..." - Weihbischof Bongartz im Gespräch mit den 17 Firmlingen
Da der Weihbischof am Nachmittag bereits wieder "weihen" muss - dieses Mal einen künftigen Kollegen in Paderborn - fand die Begegnung der Jugendlichen mit dem Bischof bereits vor dem Gottesdienst statt. Manuel Stechmann, neben P. Kramm der Leiter des Kurses, hatte einen Stuhlkreis gebildet und so nach und nach rückten auch alle Firmlinge an. Einige Schüler hatten Fragen vorbereitet und einer der Jungs bildete dann den Eisbrecher...
Die Fragen an Weihbischof Bongartz hatten es in sich - dessen Antworten aber auch. Die erste Frage betraf die Frage nach dem Verhältnis von Identität und Differenz im Religionsunterricht: Wie kann man bei einem evangelischen Lehrer katholischen Reli-Unterricht bekommen, so die eigentliche Frage, die der Weihbischof in einen breiteren Kontext stellte. "Ein Lump ist, wer mehr gibt als er hat," meinte er. Man kann nicht mehr bieten als man bieten kann und darf. Man dürfe im Gespräch mit anderen keine Berührungsängste haben, tue der Sache aber mit bloßer Harmoniesoße auch keinen Gefallen. Mit blick auf die aktuelle Lage in Nahost erzählte er von Christen, die zuhause an ihren Türen ein "N" vorfänden. Das Wort steht für das arabische Wort für Christen. Es bedeutet aber auch: Wenn Du nicht innerhalb von zwei Tagen hier weg bist ist es um Dich und Deine Familie geschehen... Hier kann Christsein knallharte Konsequenzen haben, von denen man in unseren Breiten wohl doch verschont bleiben dürfte.
Ob er noch nie Glaubenszweifel gehabt habe, war eine weitere Frage. Nein, hatte der Weihbischof nie! Er ist in rein katholischer Luft groß geworden. Allerdings bedeutet das nicht, dass er das Leben mit seinen Schattenseiten nie kennengelernt habe. Seine Schwester ist mit fünf Jahren an Diphtherie gestorben und er litt ebenfalls an dieser Krankheit. Die Krankheit und die Sorge der sonst durchaus strengen Mutter, ihr Gebet habe ihn beeindruckt - und tat das sicher auch bei den Firmlingen.
Weitere kritischen Fragen betrafen die Kontroversthemen Abtreibung, Zölibat oder Frauenpriestertum. Für eine echte Diskussion blieb dafür leider keine Zeit, aber immerhin konnte der Weihbischof deutlich machen, dass die Probleme viele Seiten haben und es gilt vielen Seiten gerecht zu werden.
Einen letzten Gedanken griff der Weihbischof auch bei seiner predigt auf: Gott ist - wie auch der Lebenspartner - ein Person und damit ein Geheimnis. Der Mensch ist nie fertig und kann immer nochmals ganz anders sein und werden. Das ist es ja, was Menschen - und auch Gott - so spannend macht...