Der Mantel des Lehrers
Ökumenischer Himmelfahrtsgottesdienst der Innenstadtgemeinden
Bei strahlendem Sonnenschein feierten die Göttingen Innenstadtgemeinden traditionell ihren ökumenischen Himmelfahrtsgottesdienst. Dieses Mal öffnete die reformierte Gemeinde an der Unteren Karspüle ihre Türen. Nach dem Gottesdienst gab es ein Kirchenkaffee. In Sankt Michael feierte P. Hans-Martin am Abend einen festlichen Gottesdienst.
Die evangelisch-reformierte Kirche war bis auf den letzten Platz gefüllt, als Pastor Michael Ebener, Superintendent Friedrich Selter und P. Manfred Hösl SJ die Gottesdienstbesucher gemeinsam begrüßten.
In einer reformierten Kirche muss man natürlich Psalmenlieder singen! Teilweise gab und gibt es radikale calvinistische Kirchen, wo nur Psalmenlieder gesungen werden (dürfen). Insofern war Psalmgesang gleichsam - gern erfüllte - Pflicht aller!
Friedrich Selter las die klassische Himmelfahrtsgeschichte aus Apg 1 vor. Er ist mit der "Refo" besonders verbunden, weil seine Kinder hier zur Konfirmation gegangen sind und er selber hier sein Vikariat absolvierte.
Die Predigt hielt der Hausherr, Pastor Michael Ebener. Er hatte sich einen schwierigen Text zurechtgelegt 1 Kön 2,1-18: Die Weg- und Aufnahme des Propheten Elija von seinem Schüler und Nachfolger Elischa. Der nämlich wollte seinen Herrn und Meister absolut nicht ziehen lassen und blieb hartnäckig ihm auf den Fersen. Schließlich aber war es doch so weit: Ein feuriger Wagen vom Himmel schob sich zwischen Meister und Schüler. Letzterem blieb nur der Mantel des Meisters und dessen Geist. Ob er auch die Kraft und das Charisma seines scheidenden Meister geerbt haben würde?
Pastor Ebener nahm diese Geschichte von Abschied und Loslassen-Müssen als Anlass uns bei unseren Meistern zu bedanken - angefangen von den eigenen Eltern über die Lehrer und Dozenten! Irgendwann ist es soweit: dann muss man auf eigenen Füßen stehen und seinen Mann / seine Frau stehen. Freilich wird ein guter Schüler sich seinem Meister immer zu Dank verpflichtet fühlen!
Die Fürbitten wurden von zwei reformierten, einem lutherischen und einem katholischen Lektor übernommen. Darbei gedachte man auch des parallelen Kirchentags in Wittenberg, der Opfer des Attentats in Manchester sowie der Ökumene.
Mit einem Kirchenkaffee endete der Gottesdienst im herrlichen Ambiente der reformierten Gemeinde, in der inzwischen auch die Jugendlichen der Ökumenischen Jugendgemeinde Haven Platz gefunden haben.
Während im ökumenischen Gottesdienst in der "Refo" die calvinistische Nüchternheit dominierte stand in der feierlichen Abendmesse in Sankt Michael katholische Sinnenfreude im Vordergrund. P. Hans-Martin Rieder zelebrierte ein Hochamt, das von den wuchtigen Orgelklängen von Tobias Kerscher umrahmt wurde. Die wesentlichen Inhalte der Predigt konnte man schon vorab in der Feiertagsausgabe des Göttingertageblatts lesen - dort hatte nämlich P. Rieder die Andacht verfasst.