Das "Weltparlament der Jesuiten" (Generalkongregation) in Rom hat seine Tagung begonnen
Der Ordenschef der Dominkaner predigt beim Eröffnungsgottesdienst
Mit einer Messe, die die 215 Mitglieder in der Kirche Il Gesù feierten, hat gestern die 36. Generalkongregation der Gesellschaft Jesu begonnen. Hauptzelebrant war P. Bruno Cadoré OP, der Ordensmeister der Dominikaner (Ordo fratrum
Praedicatorum). Die Beziehung zwischen den Dominikanern und Jesuiten geht zurück auf die Bekehrung des Hl. Ignatius,
der sich selbst fragte: „Was wäre, wenn ich das täte, was der hl. Dominikus getan hat?“ Außerdem gibt es die Tradition, dass wenn ein Generaloberer der Jesuiten stirbt, der Ordensmeister der Dominikaner zur Messfeier eingeladen wird. Diesmal war P. Cadoré eingeladen, der Messe zur Beginn der Generalkongregation vorzustehen, die den Rücktritt von P. Adolfo Nicolás SJ als Generaloberer der Gesellschaft Jesu annehmen soll. Anwesend waren P. Nicolás zusammen mit seinem Generalsrat und allen anderen Elektoren, ebenso wie eine große Zahl an Jesuiten, die in Rom leben und arbeiten.
P. Cadoré predigte ausgehend von den Lesungen des 27. Sonntags im Jahreskreis, d.h. über einige Versen aus dem Buch Habakuk, aus dem zweiten Brief des Apostels Paulus an Timotheus und aus dem 17. Kapitel des Lukasevangeliums.
Zu Beginn richtete P. Cadoré die Aufmerksamkeit auf die Bitte der Apostel: „Stärke unseren Glauben!“ Dies ist die geistige Haltung zu Beginn der Generalkongregation. Der Prediger erläuterte: „Der Glaube ist notwendig – selbst wenn er so klein erscheint wie ein Senfkorn –, um Unwahrscheinliches wagen zu können: „Ihr könnt zu dem Maulbeerbaum sagen: Heb dich samt deinen Wurzeln aus dem Boden, und verpflanz dich ins Meer! und er würde euch gehorchen.“ Noch notwendiger ist zu verstehen, dass selbst wenn wir Unglaubliches wagen, wir dennoch sagen Der Generalobere P. Adolfo Nicolás SJ begrüßt den Ordensmeister der Dominikaner P. Bruno Cadoré OP. müssen: „Wir sind unnütze Sklaven; wir haben nur unsere Schuldigkeit getan.“ Eine Versammlung wie die Eure (…) wird sich ohne Zweifel zwischen der Aufgabe bewegen, die Gesellschaft fortwährend dazu aufzurufen, den Mut des Unwahrscheinlichen zu wagen und dies nach dem Willen des Evangeliums mit der Demut dessen zu tun, der weiß, dass, wo sich der Mensch mit all seiner Kraft auf diesen Dienst einlässt, alles von Gott abhängt.
Die Eigenart des Ignatius bestand im Mut, das Unwahrscheinliche zu wagen, als er diese geringste Gesellschaft Jesu gründete. Ist dies heute noch in unserer Krisenzeit möglich, wo Gewalt in so vielen Formen zu erfahren ist? Es ist möglich, so der Dominikaner zu den Jesuiten, wenn es „der Mut ist, mit dem Ihr durch Euren Einsatz, Eure Worte, Eure Solidarität die stets unerwartete Stimme des Einen sprechen lasst, auf den die Welt die Hoffnung setzt, der den Tod besiegt und das Leben neu errichtet, der Eine, dem Ihr die größere Ehre erweisen wollt.“ Dies ist nur möglich, wenn dies auf den Rat des Paulus an seinen Freund Timotheus gründet, „Kraft und schöpferische Treue in dem Atem zu finden, indem der Geist uns hält, wenn er uns anleitet, den anderen zu begegnen und zuzuhören, der die Quelle des Mitgefühls im Herzen einer Person eröffnet und der einen unzerbrechlichen Bund mit denen erschafft, die uns anvertraut sind.“
Schließlich betonte P. Cadoré, dass der Glaube, den die Apostel brauchen, sich zwar durch Mut auszeichnet, aber gleichzeitig der Glaube des demütigen Knechtes sein muss, der Glaube eines echten Lebens für Andere. „Für was genau sollt Ihr Diener sein? An einem Tisch von Sündern, einem Tisch der Gastfreundschaft für alle, an einen Tisch, an den Blinde und Lahme, Pharisäer und Zöllner, Ehebrecher und Rechtschaffene geladen sind. Euer Gründer, Ignatius, betete: „Herr, lehre mich wahre Großmut! Lehre mich dir zu dienen, so wie du es verdienst: Geben, ohne zu zählen, arbeiten, ohne Ruhe zu suchen, mich aufopfern, ohne einen anderen Lohn zu erwarten als das Bewusstsein, deinen heiligen Willen zu erfüllen“ Ist dies nicht eine Einladung, uns alle heute noch einmal dorthin zu gesellen, zum Dienst an diesem Tisch?”
Am Montag, 3. Oktober, werden sich die 215 Elektoren in der Aula zur ersten Plenarsitzung der 36. Generalkongregation versammeln. An diesem ersten Tag wird das Rücktrittsgesuch des Generaloberen P. Adolfo Nicolás SJ erwartet.
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Quelle: gc36.org (die ganze Predigt kann hier heruntergeladen werden) -
Übersetzung: P. Martin Stark SJ
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