Das Kreuz mit dem Kreuz - Gemeinde im Gespräch - Teil I
Reges und konstruktives Ringen um die richtige Ausrichtung von Sankt Michael im Kontext der Innenrenovierung
Am 25. März fand im Anschluss an den Sonntagabendgottesdienst die zweite Runde von Gesprächen mit anwesenden Gemeindemitgliedern und Interessierten statt. Anders als beim letzten Mal traf man sich nicht in der Kirche, sondern im Pfarrsaal. Der war schnell prall gefüllt und es herrschte eine gespannte Atmosphäre, die sich aber zunehmend entspannte.
Annette Stechmann moderierte auch diesen zweiten Abend. Sie gab zunächst Professor Wolfgang Müller das Wort, der mittels Beamer und Powerpoint den Anwesenden ein paar Bilder zeigte, die die Notwendigkeit der Sanierung deutlich machten. Er präsentierte eine verschlankte Version seines Statements, das er letzten Freitag vor PGR und KV vorgetragen hatte (Siehe Bericht unten). Die nüchternen Zahlen und Fakten halfen sehr etwas Ordnung in die aufgewühlten Assoziationen rund um das Thema "Innenrenovierung" zu bringen.
Dann erhielt der Pfarrer das Wort. Er entschuldigte sich zunächst für die eine oder andere Wortwahl am vergangen Sonntag und betonte erneut, dass der Vorschlag des Haseidl - Kreuzes keinesfalls schon beschlossen wäre. Im derzeitigen Planungsstand ist, was die künstlerische Ausstattung angeht, noch überhaupt nichts definitiv, wie auch Professor Müller auf Nachfrage bestätigte. Dem Pfarrer ging und geht es v.a. darum, die Innenrenovierung als Chance zu nutzen miteinander ins Gespräch zu kommen: Wer sind wir als Gemeinde? Wer gehört schon zu uns, wen wollen wir noch erreichen? Was ist geeignet, um unseren Glauben auszudrücken? P. Hösl beschränkte sich in seinem Statement darauf wiederzugeben, was er an Anregungen von Gemeindemitgliedern aus dem letzten Treffen wahrgenommen hat. Dabei würdigte er die Tiefe der Gesprächsbeiträge, die praktisch kleine und persönliche Glaubensbekenntnisse darstellten.
Annette Süssenberger von den Erwachsenenministranten und PodCast - Entwicklerin übernahm es dann - stellvertretend für die Gemeinde gleichsam - zu berichten, wie sie den Pfarrer wahrgenommen hat und was ihm - aus ihrer Sicht - wichtig zu sein scheint. Demnach möchte der Pfarrer die Gemeinde für breitere Kreise öffnen. In der Konzentration auf Tod und Auferstehung Jesu sähe er einen Weg Christen und (noch) Nichtchristen anzusprechen und möglicherweise zu gewinnen.
Dann wurde von Annette Stechmann die Diskussion freigegeben. Es zeigte sich, dass hinter der Frage Haseidl-Kreuz oder Kreuzigungsgruppe? andere Fragen zum Vorschein kamen: Wer sind wir? Viele Stimmen betonten die lange, Respekt verlangende und persönliche (Glaubens-) Geschichte, die sie mit dem bisherigen Kreuz haben. Andere entgegneten, dass man sich neuen Schichten und damit auch neuen Formen öffnen müsse. Dem konterte man mit dem Einwand, ob den diese neuen Formen schon automatisch neue Schichten von Leuten garantierten. Frau Christiane Günther, selbst aus Sankt Michael stammend und Fachleiterin Religion an der Bonifatiusschule II, berichtete von den konstruktiven Auseinandersetzungen der Schüler mit dem alten und neuen Kreuz. Dem Engagement der Boni II - Schüler wurde aber entgegengesetzt, dass man am Sonntag kaum einen Schüler in der Kirche sähe. Wie kann eine passende Mischung aussehen, die einerseits die Identität "Gemeinde" bewahren hilft, die es aber andererseits ermöglicht neue Schichten von Menschen anzusprechen? Wer nach allen Seiten offen ist, der ist nicht ganz dicht - so ein Spontispruch. Aber umgekehrt gilt wohl auch Gorbatschows berühmtes Diktum: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Gibt es eine goldene Mitte?
Eberhard Walter regte an die Diskussion auf breiterer Ebene zu ermöglichen, als das derzeit über FACEBOOK möglich ist. Angedacht ist Leserbriefe im PFARRBRIEF abzudrucken. Nach einer guten Stunde endete die Gesprächsrunde und Annette Stechmann dankte allen Teilnehmern für die informativen Präsentationen (Prof. Müller!) und anregenden Diskussionen.
Bereits am folgenden Tag erschien im Göttinger Tageblatt ein Bericht zu der Diskussion, der im Pressespiegel zu finden ist oder direkt hier heruntergeladen werden kann. Am 30.03.2012 erschien zu diesem Bericht ein Leserbrief von Katja Freise (im Pressespiegel oder direkter Download).