Darf man Aufklärung aufzwingen?
Die Tea Time serviert neben Kaffee und Kuchen inzwischen auch Theater...
Im Oktober hieß es einmal mehr: Tea Time! Neben Kaffee und Tee, sowie deutschen Kuchen, persischem Gebäck und anderen Leckereien gab es diesmal Theater mit bildungspolitischem Anspruch und als moralische Anstalt. Thomas Kaufmann (Kirchengeschichtsprofessor), sein Sohn Frederick (Theaterspieler), Luzie Konermann (vom Tea Time Team) und Mr Mo aus Afganistan spielten eine kurze und anregende Szene. Dabei ging es um ein großes Wort: Aufklärung!
Die Tea Time entwickelt sich weiter! Inzwischen trifft man schon auf eine ganze Reihe guter alter Bekannter, die freilich auch noch ganz jung sein können. Aber es kommen, sowohl auf Seiten der Flüchtlinge als auch auf Seiten der Freiwilligen immer auch neue Leute zum ersten Mal zur Tea Time. Der Sinn ist auch weiterhin: Eine niedrigschwellige Veranstaltung zu machen, wo man sich kennenlernen kann und Freunde finden kann!
Aber schon fast von Beginn an hat es immer auch ein "Kulturprogramm" gegeben - zugegeben ein großes Wort! Aber gerechtfertigt! Heute hat's sogar zu einem echten Theaterauftritt gereicht. Der Göttinger Kirchengeschichtler Prof. Thomas Kaufmann, dessen theaterspielender Sohn Frederick, Luzie Konermann vom Tea Time Team und Mr Mo aus Afghanistan spielten eine kurze Szene. Dabei tappten die drei männlichen Akteure unbeholfen, da mit Binden um die Augen ausgestattet, durch den voll besetzten Gemeindesaal. Durch Zu-Ruf tasteten sie sich vorwärts, bis sie schließlich die Binden selbst (!) abnahmen. Übersetzer brauchte "das Stück" wahrlich nicht: es irritierte und so manchem erschloss es sich wohl auch erst im anschließendem Interview.
Dort wurden den Spielern Fragen gestellt wie "Darf man dumm bleiben?" oder "Darf man Aufklärung aufzwingen?" Bernward Konermann interviewte und Sprecher in Farsi und Arabisch übersetzten. Hier gab es kein einheitliches Votum der deutschen, persischen und arabischen Sprecher. So meinte Thomas Kaufmann, dass man es "dumm" immerhin schaffen kann amerikanischer Präsident" zu werden, wie das Beispiel Donald Trump zeigen könnte. Und er ist auch der Meinung, dass man Aufklärung durchaus in gewissen Fällen "aufzwingen" darf - nämlich dann, wenn es um Menschenrechte geht. Mr Mo aus Afganistan dagegen ist generell dagegen anderen Aufklärung aufzuzwingen.
Im weiteren Programm sang Hasch Madulla ein afghanisches Lied - das er zweimal hängen blieb und auf seinen Spickzettel gucken musste, machte die Sache eher menschlich als peinlich. Überhaupt ist viel Wohlwollen zu spüren - etwa als ein deutsch-persischer Junge auf dem Klavier "Alle meine Entchen..." intonierte.
Dann war das Plenum gefragt - alle sangen den Aufklärungssong schlechthin: Die Gedanken sind frei!
Angesichts des großen Erfolges muss man wohl tatsächlich überlegen, ob man das Projekt Tea Time wirklich, wie angedacht mit dem nächsten Mal beendet. Der Zuspruch ist nach wie vor riesig und manche scheinen erst jetzt auf den Geschmack gekommen zu sein... Herzlichen Dank an Jean und Anne Marie, die Deterings und die Familie Konermann!