Christi Himmelfahrt in St. Albani und St. Michael

Ökumenischer Gottesdienst in Göttingens ältester Kirche

 

Es gibt in der Göttinger Gemeindeszene ein paar feste ökumenische Punkte - der Himmelfahrtstag gehört neben dem Pfingstmontag und Neujahr hier dazu. Neben anderen Gemeinde treffen sich am Himmelfahrtstag auch die Innenstadtgemeinden zum gemeinsamen Feiern um der schleichenden "Vatertag-isierung" mit Bollerwagen und Besäufnis wirkmächtig entgegenzutreten. Eigentlich wollte man sich diesmal in Sankt Michael treffen, aber das haben sich die Verantwortlichen dann für (hoffentlich!) nächstes Jahr aufgespart - dann in der renovierten Kirche!

Und so hatte Pastor Martin Hausschild von St. Albani seine Pforten geöffnet! Der Gottesdienst war besonders von ihm geplant worden. Neben ihm fungierten mit Pfarrer Ebener von der Reformierten Gemeinde, Pastor Wackernagel von St. Marien und P. Hösl SJ als Vertreter von Sankt Michael. Aber auch St. Johannis war unüberhörbar mit dabei: sie hatten ihre Posaunenbläser zur Verfügung gestellt, die mit ihren kräftigen Tönen den Gottesdienst um 10:00 Uhr eröffneten.

Die alttestamentliche Lesung trug Markus Wackernagel vor. Im ersten buch der Könige betet König Salomo anlässlich der Einweihung des frisch errichteten Tempels. Das Gebet drückt aus, dass kein Gotteshaus dieser Welt letztlich die Größe Gottes in sich aufnehmen kann.

Pastor Michael Ebener von der "Refo" las dann die allseits bekannte Himmelfahrtserzählung aus der Apostelgeschichte vor, zu der dann P. Hösl die Predigt hielt. Er betrat dabei zum ersten Mal eine Kanzel und konnte in ein gut gefülltes Kirchenschiff blicken. Wie wohl viele seiner Zunft griff er die bekannten Bilder aus der Raumfahrt auf, hatte doch gestern der Deutsche Alexander Gerst zusammen mit russischen und amerikanischen Kollegen zu einem Weltraumflug zur internationalen Raumfahrtstation ISS angesetzt. Freilich, so Hösl, ist die Himmelfahrt Jesu eben kein Raketenstart und Jesus ist auch kein Astronaut! Hier gilt es Himmel (englisch: Sky) und Himmel (englisch: Heaven) zu unterscheiden. Und deswegen ist Jesus auch nicht hinter irgendeine Galaxie verschwunden, sondern in eine neue Seinsweise eingetreten, die nicht mehr den Parametern von Raum und Zeit, von Stirb-und-Werde unterworfen ist.

Die Kollekte war für die Tobiasbruderschaft bestimmt. Diese nimmt sich all der Verstorbenen an, die keine Angehörige haben - sie sollen nicht sang- und klanglos verschwinden. Pro Quartal gibt es auf dem Junkerberg eine Beisetzungsfeier, wo die Urnen von fünf bis zwölf Verstorbenen in einem Gottesdienst beigesetzt werden. Am Kirchenportal verabschiedeten zuletzt die Geistlichen ihre eigenen und die Schäfchen der anderen. Bereits um 8:45 Uhr hatte P. Schneider SJ in Sankt Michael die Festmesse gefeiert.