Bilder einer Ausstellung: "Unter'm Kreuz"

Pastor Harald Storz zeigt in St. Jacobi Bilder von Max Beckamm, Lovis Corinth, Oskar Kokoschka und Max Slevogt

 

 

Es ist selten, dass man diese Künstler in dieser Fülle zu sehen bekommt, und dazu (fast) umsonst. Pfarrer Harald Storz und die Jacobigemeinde haben es möglich gemacht. Unter dem Titel Unter'm Kreuz sind Passionszyklen von Max Beckmann (1884 - 1950), Lovis Corinth (1848 - 1925), Oskar Kokoschka (1886 - 1980) und Max Slevogt (1868 - 1932) zu sehen.

Was eint die Künstler? Corinth und Slevogt sind dem ausgehenden Impressionismus verhaftet, Kokoschkla und Beckmann dagegen dem beginnenden Impressionismus.  Somit decken die vier Maler eine Übergangszeit ab. Für alle prägend war die Erfahrung des 1. Weltkrieges. Alle vier meldeten sich freiwillig zum Einsatz, teilten die damals verbreitete Euphorie - und wurden sehr schnell ernüchtert. Ihre Bilder sind allesamt von einer Schwere, sie bilden das Leiden ab, den Schmerz, Krieg und Gewalt.

Zu Beginn hatte Harald Storz das Duzend der gekommenen Gäste aus Sankt Michael gebeten in den vorderen Plätzen Platz zu nehmen. Er zeigte zwei mittelalterliche Detailszenen des derzeit ja geschlossen Flügelaltars von Sankt Jacobi. In der Kreuztragungsszene trug ein beinah unverletzter Jesus ein totes, abgeschmirgeltes Vierkantholzkreuz, gleichsam frisch vom Schreiner. In der Kreuzigungsszene freilich hatte sich das tote Lattenholz in einen Lebensbaum verwandelt,

Die vier gezeigten Maler brechen allesamt mit der mittelalterlichen Malweise und Symbolik. Die Künstler verarbeiten in ihren Bildern den 1. Weltkrieg mit seinen bis dahin noch nie gekannten Schrecken wie Panzer oder Giftgas.

Nach der allgemeinen Einführung bekamen dann die Besucher etwas Zeit um sich zunächst individuell einen Überblick über die Ausstellung zu verschaffen. Große Tafeln mit den wichtigsten Lebensdaten halfen die Maler zeitgeschichtlich einzuordnen.

In einer zweiten Runde schritt dann das Besucherteam die vier Maler noch einmal ab. Pastor Storz griff das eine oder andere Bild noch einmal gezielt heraus. Auffällig häufiges Motiv war die Kreuztragung, die auch den Titel der Ausstellung abgab. Erstaunlich, da nur im Johannesevangelium explizit von der Kreuztragung die Rede ist. Auf der anderen Seite taucht gleich bei zwei Malern die Versuchung Jesu auf, die eigentlich nicht zu den typischen Kreuztragungszyklen gehört. Auch Auferstehungsbilder waren relativ selten. Und dann eher angerissen. So sieht man bei Max Beckmann's Auferstehung nur einen Jünger, der den Finger nach oben streckt und mit der anderen Hand ein zusammengefallenes Kleidungsstück, Jesus Totenhemd, aufnimmt. Das muss reichen, das Unsagbare ahnbar zu machen.

Nach eineinhalb Stunden waren die Besucher regelrecht geschafft. Es ist nicht so leicht sich diesen dunklen Strichen auszuliefern. Auch Pfarrer Storz betonte, dass er selber seine Zeit gebraucht habe. Der Besuch lohnt sich, in der Karwoche, um "in Stimmung zu kommen" allemal.