Am Kreuz festgehalten bis in den Tod - Ute Polacek über Jochen Klepper
"Nicht klagen sollst Du, loben!" - Dieser Vers begleitete Jochen Klepper ein Leben lang. Und sein Leben bot genug Grund zu Klage und Verzweiflung. Am vergangenen Dienstag trug Ute Polacek im Gemeindesaal Hintergründiges und Tiefgründiges zum Leben und Sterben des Dichters und seiner Familie vor.
"Die Nacht ist vorgedrungen …" - So beginnt das wohl berühmteste Adventslied, das Jochen Klepper uns hinterlassen hat (GL 220). Die Strophe geht weiter mit einem Lobpreis auf den "hellen Morgenstern", auf den der Dichter ein Leben lang vertraut hat. Verheiratet mit der Jüdin Johanna ("Hanni") Stein und Stiefvater zweier Töchter, Renata und Brigitte, erlebte er sehenden Auges den Weg des nationalsozialistisch gewordenen Heimatlandes in den Zweiten Weltkrieg und erlitt zusammen mit den Seinen das Morden und Grauen des Antisemitismus. Tief verwurzelt in der Heiligen Schrift litt er an der Blindheit und Borniertheit nicht nur seines Volkes sondern insbesondere auch seiner Kirche. Das Dunkel und der Schmerz waren ihm nur allzu gegenwärtig. Während es gelang, die ältere Tochter Brigitte über Schweden in Sicherheit zu bringen, wollte das mit seiner jüngeren Stieftochter trotz guter Beziehungen in höchste diplomatische Kreise nicht gelingen. Um der Auslieferung der jüngeren Stieftochter an die Nazi-Schergen zu verhindern, wählte er mit Hanni und Renate den Tod zuhause. Erschütternd seine Geschichte zwischen Hoffnung und Verzweiflung - Klage und Lob. In der letzten Strophe des Adventslied heißt es: "Gott will im Dunkel wohnen / und hat es doch erhellt." Wer den Vortrag von Ute Polacek miterlebt hat, kann jetzt erahnen, welches geistliche Ringen sich hinter diesen Versen verbirgt. Vielen Dank der Referentin für diesen sehr persönlichen und berührenden Abend.