Geistlicher Impuls zum Samstag in der Fünften Fastenwoche

Vor dem Allerheiligsten beten

Das Evangelium und andere Texte für den heutigen Tag finden Sie in der Online-Kalender-Version des Schott-Messbuches der Erzabtei in Beuron.

 

IMPULS

Seitdem wir uns nicht mehr zum Gottesdienst versammeln dürfen, haben wir in Sankt Michael begonnen, täglich das Allerheiligste auszusetzen. Seit nunmehr drei Wochen ist der Tabernakel geöffnet und die konsekrierte Priesterhostie ist so angeleuchtet, dass man sie auch von weiter hinten gut sehen kann.

Vor dem „Leib Christi“ zu beten ist etwas Besonderes. Wir erinnern uns, dass Christus ein Mensch war, der sich radikal losgelassen hat. Am Palmsonntag hören wir den Philipper-Hymnus:

„Christus Jesus war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein, sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich. Sein Leben war das eines Menschen; er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz.“

In dieser Leiblichkeit ist Christus auch als Auferstandener gegenwärtig. Wenn ich Ihn im konsekrierten Brot anschaue, begegne ich Ihm mit meinen leiblichen Augen. Was sehen ich? Ein Stück Brot. Aber nicht nur. Ich sehe Christus, der sich auch mir jetzt und heute hingibt. Ich sehe das Geheimnis Gottes, der mir in der Hingabe Jesu begegnet. Jetzt!

Ihn Anbeten bedeutet, mich selbst in diese Hingabe hineintasten. Ihn anbeten heißt, mich betend auf Seine Gegenwart loslassen: meine Gedanken, meine Pläne, meine Sorgen, meine Verpflichtungen, meine Stimmungen … alles.

Der heilige Ignatius von Loyola betet: „Nimm hin, o Herr, meine ganze Freiheit. Nimm an mein Gedächtnis, meinen Verstand, meinen ganzen Willen. Was ich habe und besitze, hast Du mir geschenkt. Ich gebe es Dir wieder ganz und gar zurück und überlasse alles Dir, dass Du es lenkst nach Deinem Willen. Nur Deine Liebe schenke mir nach Deiner Gnade. Dann bin ich reich genug und suche nichts weiter.“

Ludger Joos SJ